Zum Tode von: Amy Winehouse

Sängerin Amy WinehouseZum Tod von Amy WinehouseEs war viel vom ominösen "Club 27" die Rede, als am vergangenen Samstag, den 23. Juli, die Meldung von Amy Winehouse‘ Tod weltweit durch die Medien ging. Von den toten Stars der Rock- und Pop-Pioniergeneration zum Beispiel, die im Alter von 27 Jahren gestorben sind – von einer Janis Joplin etwa, oder von Jim Morrison, Jimi Hendrix und (Jahre später natürlich) vom Selbstmord Kurt Cobains. Und dass jetzt mit Winehouse eine weitere prominente Pop-Sängerin Mitglied in diesem Club geworden ist. Für das Alter 27 hat Psychologe Borwin Bandelow eine Erklärung. Im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er, dass viele der toten Pop- und Rockmusiker das Borderline-Syndrom gehabt hätten. „Man kann die Häufigkeit, mit der psychische Erkrankungen in verschiedenen Altersgruppen auftreten, als Kurve darstellen. Diese Kurve fängt bei einem bestimmten Alter an, erreicht irgendwo einen Höhepunkt und flacht dann wieder ab“, so Bandelow. „Um dasselbe beim Borderline-Syndrom zu machen, habe ich bestimmt 20, 30 Studien durchgesehen und die Kurve berechnet. Sie beginnt bei 14-Jährigen. Der Peak liegt bei 26,9 Jahren.“

Schaut man in die kurze Lebensgeschichte der Britin Amy Winehouse, so ist die Nähe zu Bandelows Erklärung erschreckend. Als 14-Jährige begann sie zu rebellieren, flog von der Schule und nahm Drogen. Gleichzeitig entdeckte sie ihr Talent als Sängerin, das sie in den folgenden Jahren gewissenhaft und ehrzeizig zugleich aus- und aufzubauen wusste. Gleichermaßen reflektiert und emotional begriff Winehouse die Pop-Geschichte als großen Fundus, aus dem sie sich aber nicht nur bedienen, sondern vielmehr auch ihren eigenen Personalstil entwickeln konnte. Ihr Vexierspiel mit Versatzstücken aus Soul und Funk, aus Rock, Pop, R‘n'B und HipHop war virtuos und blieb dennoch authentisch. Auch ihre Nähe zum Jazz war stets „ohrenfällig“ – was sich nicht nur in den Videoschnipseln zeigt, die nach Winehouse‘ Tod durchs Web gegeistert sind und sie als veritable Jazzvokalistin darstellen, sondern zum Beispiel auch in ihrer erstklassigen Fassung von „Moody’s Mood For Love“ auf ihrem Debüt „Frank“ (Mercury/Universal).

Doch der ganz große (auch kommerzielle) Erfolg stellte sich für Winehouse erst dann ein, als sie mit der New Yorker Band The Dap Kings zusammenarbeitete. Der fleischige und erdige Soul und Funk dieser Band lieferte die Basis, auf der Amy ihre Stimme geradezu zelebrieren konnte: ihr nöliges, knarziges Timbre, das Verschleifen der Töne, aber auch ihre kraftvolle und dynamische Präsenz auf der Bühne. Gleichzeitig setzte ihre öffentliche Demontage ein. Vor allem dann, wenn der „Boulevard“ über die Eskapaden der Amy Winehouse schrieb, lasen sich die Berichte immer auch wie das Psychogramm eines scheinbar verwahrlosten Menschen: Genüsslich wurden ihre vielen Drogenentzugsversuche an die Öffentlichkeit gezerrt, akribisch ihr chaotisches Liebes- und Privatleben ins Rampenlicht gestellt und hämisch ihre verschiedenen Bühnen-Comebacks der vergangenen Jahre kommentiert. Amy selbst trug das Ihre dazu bei: Sie schien auch als Mitzwanzigerin die Rolle als öffentlich rebellierende Teenagerin zu spielen, die sie schon mit 14 hatte.

Foto
Creative Commons/Festival Eurockéennes

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