Mixtape #149

Snarky Puppy – Immigrance (Cover)Warum fehlt bei der Band Earth, Wind & Firedas vierte Element? Weil in den Konstellationsattributen von Hobby-Astrologe (Schütze) und Bandgründer Maurice White kein Wasser vorkam. Gut drei Jahre nach Whites Tod kündigt nun dessen ehemaliger Kollege Philip Bailey, auch schon 68 Jahre alt, ein neues Album mit einem von Robert Glasper produzierten Cover eines Curtis-Mayfield-Songs an. Sehr gelungen und spannungssteigernd. Weniger als halb so alt ist der Trompeter und Doc-Cheatham-Enkel Theo Croker, dessen „Understand Yourself“ (mit dem jamaikanischen Superstar Chronixx) einen Vorgeschmack auf das angenehm afrozentristische Album „Star People Nation“ gibt. Michael League, Bassist und Leader des texanischen Groove-Kollektivs Snarky Puppy, ist nach wie vor auf dem Cover von Jazz thing und hier mit einem neuen Track aus dem Album „Immigrance“ vertreten. „Embossed“ übersetzt sich für uns mit „geprägt“, wodurch leider der implizierte Chef wegfällt. Noch ein Kollektiv: „Pioneering the new-wave of UK jazz music“ haben sich die fünf Musiker des Ezra Collective auf die Internet-Fahnen geschrieben. Ob ihr Titel „People Saved“ bei „Immigrance“ von Snarky Puppy anknüpft, ist nicht bekannt. Der 69-jährige finnische Pianist Olli Ahvenlahti bekommt einen Remix-Salut der Stance Brothers (aka Teppo „Teddy Rok“ Mäkynen) für „Minor Minor“, als Single über We Jazz aus Helsinki.

Die älteste Teilnehmerin der heutigen Sendung ist Mavis Staples, Jahrgang 1939, die allerdings nach wie vor für Veränderung zu haben ist – „Change“ ist die erste Single aus ihrem wunderbaren, von Ben Harper produzierten Album „We Get By“. Vor gut fünf Jahren starb der entspannte Blue-Eyed-Bluesman JJ Cale, der großen Erfolg mit Songs für Eric Clapton oder Lynyrd Skynyrd hatte. Gerade erschien ein Album mit bislang unveröffentlichten Stücken, eine große Freude, nachzuhören bei „Tell Daddy“. Die belgischen Nicht-Verschwörungstheoretiker der Flat Earth Society, der wahrscheinlich seltsamsten Bigband der Welt, sind mit „Graveyard Scuba“ („Friedhof Schnorcheln“) vom neuen Album „Untitled #0“ zu hören. Saxofonist Tobias Meinhart, ursprünglich aus Regensburg, aktueller Wohnsitz Brooklyn, bespielt die „Berlin People“ aufs wunderbarste mit seinem aktuellen Quintett mit Gitarrist Kurt Rosenwinkel. Drummer Ziv Ravitz, ursprünglich aus Be‘er Scheva, aktueller Wohnsitz Brooklyn, der auch schon mit Kurt Rosenwinkel und außerdem Mark Turner, Yaron Herman, Shai Maestro, Joe Lovano oder Tomasz Stanko zu hören war, legt sich auf seinem neuen Werk mit „The Dragon“ an. Gern spielt Ravitz auch im Ensemble des Bassisten Or Bareket, der mit „Reginia“ von seinem Album „33“ dieses Mixtape beschließt: erdig, stürmisch, feurig und fließend wie Wasser.


Playlist #149
für das Jazz thing Mixtape vom Freitag, 17.5.2019, 12 – 13 Uhr, auf ByteFM

Philip Bailey Billy Jack Love Will Find A Way (Verve/Universal)
Theo Croker Understand Yourself Star People Nation (OKeh/Sony)
Snarky Puppy Embossed Immigrance (GroundUp/Membran)
Ezra Collective People Saved You Can’t Steal My Joy (Enter The Jungle/Membran)
The Stance Brothers Salute Olli Ahvenlahti Minor Minor Single (We Jazz/Groove Attack)
Mavis Staples Change We Get By (Anti/Indigo)
JJ Cale Tell Daddy Stay Around (Because/Universal)
Flat Earth Society Graveyard Scuba Untitled #0 (Igloo/Broken Silence)
Tobias Meinhart Berlin People Berlin People (Sunnyside/Good ToGo)
Ziv Ravitz The Dragon No Man Is An Island (o-tone/edel)
Or Bareket Reginia 33 (Yellowbird/edel)

Text
Götz Bühler

Veröffentlicht am unter Mixtape

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