BuJazzO - 25

Jazz thing Next Generation Vol. 49

Immer wieder taucht in den Biografien der jungen Jazzer, die in der Reihe Jazz thing Next Generation ihr Debüt geben, eine Station auf: das Bundesjazzorchester. Viele haben im BuJazzO ihre ersten Sporen verdient, die musikalische Persönlichkeit geformt, Ideen für eigene Aufnahmen entwickelt. Die JTNG-Reihe wird in diesem Jahr zehn, das BuJazzO feiert die runden 25 Jahre – zum Jubiläum gibt’s die erste Doppel-CD unserer Serie.

Seit Jahren gilt das BuJazzO als die Talentschmiede des jungen Jazz in Deutsch­land. Zwischen 18 und 24 sind die Mitglie­der des Bundesjazzorchesters, ab 25 ist es aus mit der Mitgliedschaft. So alt darf nämlich keiner im Ensemble sein – außer der Klangkörper höchstpersönlich. Und dessen Terminkalender war auch in diesem Jahr schon üppig bestückt, der Reiseplan hatte es in sich: Im März präsentierte das BuJazzO die Gewinner seines zweiten Kompositi­onswettbewerbs live in mehreren Städten, Anfang Mai gab es ein Konzert in Bonn, wo das offizielle Jugendjazzorchester der Bundesrepublik vor 25 Jahren seinen ersten großen Auftritt gehabt hatte.

BuJazzO 25 (Cover)Anschließend reiste die Bigband mit ihrem Gastdiri­genten Mike Herting nach Afrika, die Deut­sche Welle und das ZDF begleiteten die Er­eignisse vor Ort. Im Juli ging es nach Vilni­us. Hier spielte das BuJazzO aus Anlass der litauischen EU­-Ratspräsidentschaft unter der Leitung von Niels Klein Stücke von li­tauischen Jazzkomponisten sowie Auszüge aus seinem aktuellen Programm, das mit dem hübschen Namen „Next Generation“ betitelt ist und eine Hälfte der JTNG­-Dop­pel­-CD „25“ (Double Moon/New Arts Int.) bildet. Neue Werke, unter anderem von jun­gen Gewinnern des Kompositionswettbe­werbs und dem Dirigenten Niels Klein bil­den die Grundlage, während die zweite CD „At The Jazzband Ball“ frisch aufbereitete Standards aufbietet – unter dem Dirigat von Jiggs Whigham, der mit Klein die künstlerische Leitung des Orchesters innehat.

Nach der Zeit unter dem Monolithen Peter Herbolzheimer hatte es einige Jahre aus­ schließlich mit wechselnden Gastdirigen­ten gegeben, dann kam die Doppelspitze mit Whigham und Klein. Die Organisation des dichten Arbeitsprogramms regelt Do­minik Seidler, der lange als Orchesterma­nager des BuJazzO tätig war und heute des­sen Projektleiter ist. Seidler äußert sich zum aktuellen Stand des jungen Jubilars hochzufrieden.

„Mit dem BuJazzO sind endlich wieder feste Namen verbunden mit eigenständigen Handschriften: Jiggs mit seiner jahrelangen Erfahrung sowie Niels mit seinem zeitgenössischen Ansatz. Beide haben in der Jazzszene eine hohe Re­putation und beide inhaltliche Ausrich­tungen sind sowohl für die Ausbildung der BuJazzOs als auch für unser Publikum sehr wichtig. Jiggs‘ und Niels‘ Arbeit ergänzen wir regelmäßig mit einem breit gefächer­ten Angebot wechselnder Gastdirigenten.“

Entsprechend korrelieren die beiden CDs des Geburtstagsalbums miteinander: Mit „Persistence Of Memory“ von Stefan Karl Schmid, der sein Debüt in der JTNG­-Reihe veröffentlichte, oder Hans-­Christian Ste­phans „Daily Race“ präsentiert das BuJazzO zeitgenössische Stücke, auf der anderen Seite kommen modern arrangierte Klassi­ker von Gershwin bis Ellington zum Zuge.

Seidler sieht darin einen „Beweis für die stilistische Vielfalt des Bundesjazzorches­ters. Ein Mitglied des Bundesjazzorchesters muss in jeder Situation mit geschärftem Sinn für Seriosität sowohl die Musik der ‚Next Generation‘, aber auch die von heute, gestern und übermorgen beherrschen. Egal, ob auf dem Marktplatz von Guinea­-Bissau oder beim Empfang des EU­-Ratspräsidenten.“ Im Übrigen ist das BuJazzO nicht nur in musikalischer Hinsicht eine gute Schule für seine Mitglieder, befindet der Projektleiter, der es als Posaunist wissen muss:

BuJazzO

„Unser Ziel ist es, den jungen BuJazzOs für die Zeit ihrer zweijährigen Mitgliedschaft einen maximalen Grad an Kontakten, Re­pertoire und Impulsen anzubieten, auf den sie sonst keinen Zugriff haben. Wenn wir zum Beispiel unsere letzte Westafrika-Tour betrachten, dann haben wir die jungen Leu­te nicht nur musikalisch gefordert, sondern auch sprachlich, klimatisch und bisweilen auch kulinarisch. Das hat Auswirkungen auf die ganze Persönlichkeit.“

Dass es zum BuJazzO­-Kompositionswettbe­werb in diesem Jahr mehr als 60 „hochqualifizierte“ Einsendungen gab, ist für Seidler ein Anlass für mehr. Er hält es für sinnvoll, den Wettbewerb regelmäßig zu veranstal­ten, etwa alle zwei Jahre. Da kann man schon anspruchsvoll sein, angesichts des Potenzials im Jungvolk. Und:

„Unser Quali­tätsanspruch spiegelt sich auch in den Auf­nahmen unserer Jubiläums-­CD wider: Alle Aufnahmen sind in Live-­Atmosphäre ohne Overdubbing, ohne Tricks und ohne dop­pelten Boden in maximal zwei Takes pro Aufnahme entstanden. Sie werden das hören und das macht das BuJazzO aus: eine enorm hohe Professionalität und stilis­tische Flexibilität. Darauf bin ich stolz.“

Text
Uli Lemke

Veröffentlicht am unter 100, Heft, Next Generation

Deutscher Jazzpreis 2024