Van Morrison
The Prophet Speaks
Caroline/Universal
PRO

Olaf Maikopf
KONTRA
Das Problem liegt fast ein halbes Jahrhundert in der Vergangenheit. Damals präsentierte sich Van Morrison als frühreifer Genius, der mit „Astral Weeks“ die Schlaumeier verblüffte und ihnen mit „Moondance“ swingend schmeichelte. Als Greenhorn schaffte er derart überzeugend die Verbindung von Folk und Jazz, dass er nun im Alter nichts mehr hinzuzufügen hat. Zwar näselt er wieder am Seniorenidiom herum und hat im Organisten Joey DeFrancesco einen Bruder im Geiste gefunden, der ihn hammondplüschig rahmt. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Musik von „The Prophet Speaks“ käsiger kaum klingen könnte. Keine Wendung überrascht. Der Swing kommt nicht vom Fleck, der Blues wirkt geborgt, Humor ist nicht beabsichtigt. Wo bei Kollege Leonard Cohen altersweise Finsternis die Songs umwölkte, ist Morrison nur ein leidlich greinender Langweiler.
Ralf Dombrowski







