Sebastian Gramss

Helix / Risset Protocol I–III

alle: Rent A Dog/Al!ve

Sebastian Gramss' Meteors – Helix / Risset Protocol I (Cover)2021 entwickelte Sebastian Gramss die Helix, ein Phänomen, bei dem sich pausenlos musikalische Parameter wie Rhythmus, Tempo, Melodie und Harmonie verschieben und das Geschehen nach Belieben beschleunigen oder verlangsamen. Wie beim immer schneller Sirtaki tanzenden Anthony Quinn im Film „Zorbas The Greek“ benutzen der Kölner Bassist und seine Gefährten die Musik als eine Art Gaspedal, das sie entweder bis zum Anschlag durchtreten oder loslassen. Dabei überlagern sich anschwellende und verblassende rhythmische Ströme, verdichten sich Klänge und eröffnen neue Gestaltungsund Ausdrucksweisen. Die Helix ist wie die Matrix: eine Parallelwelt, in der sich die Spieler permanent bewegen müssen, um den Apparat am Laufen zu halten. Um dies zu beweisen, veröffentlicht Gramss jetzt gleich drei Alben auf einmal: Mit den Meteors (den beiden neuen Saxofonisten Jonas Engel und Leonhard Huhn) lässt sich das Prinzip am detailreichsten nachvollziehen. Die orchestrale Produktion „States Of Play“ mit 13 internationalen Musikern fällt vor allem durch das ausgefallene Instrumentarium (unter anderem Harfe, Fagott, Recorder, modulare Synthesizer) auf und verwandelte 2024 die Kölner Feuerwache in eine noch nie dagewesene Sonic Ambience. „Seeds“ schließlich, unter anderem beim ausverkauften Helix-Festival im Juni 2025 in Köln aufgenommen, lässt Formationen wie Slowfox und Bassmasse auf Gäste wie Fred Frith und Paulo Álvarez treffen. Wer sich die Zeit nimmt, dem erschließt sich Gramss‘ erklärtes Ziel: Die Helix könnte tatsächlich eine neue, freiere Form der improvisierten Musik werden.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 161

Veröffentlicht am unter Reviews

Stop Over 4 – Perspectives
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