Bonn: Beethovenfest 2025
Anastasia KobekinaEs ist ein bezeichnendes Motto, das sich das altehrwürdige Beethovenfest Bonn für seine diesjährige Ausgabe vom 28. August bis 27. September ausgesucht hat: „Alles ultra“. Sicherlich lässt sich dieses Motto auch auf die turbulenten Zeiten von Heute beziehen, mit ihren weltpolitischen Krisen und gesellschaftlichen Verwerfungen. Doch dieses Musikfestival zu Ehren von Ludwig van Beethoven will sein „Alles ultra“ auch anders aufgefasst wissen und lässt einen Zeitgenossen des in Bonn geborenen Komponisten zu Wort kommen: „Alles aber, mein Teuerster, ist jetzt ultra. Alles transzendiert unaufhaltsam, im Denken wie im Tun“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe vor 200 Jahren seinem Freund, dem Musiker Carl Friedrich Zelter. Damit gemeint ist, dass der unbeschrittene Weg oft der beschwerlichere ist. Diesen nicht zu gehen, ist aber nicht Beethoven-like. Denn der berühmte Bonner war zeitlebens ein ultra versierter Komponist, ein ultra virtuoser Pianist, ein ultra innovativer Geist –wenn man nach dem Prototyp eines Ultra-Charakters in der Musikgeschichte sucht, kommt man an ihm nicht vorbei.
Seit 1845 wird das Beethovenfest gefeiert. War es über Jahrzehnte ausschließlich dem Werk Beethovens vorbehalten, so geht man seit ein paar Jahren „ultra“ neue Wege, was das Schaffen des 1770 in Bonn geborenen Komponisten betrifft. Längst ist das Beethovenfest ein Genre-offenes Musikfestival, das sich dem Werk Beethovens aus vielen Richtungen nähert, um diesen Komponisten in immer neuen und anderen Kontexten zu zeigen. Schon das Eröffnungskonzert macht das deutlich: Während das Aurora Orchestra mit der Geigerin Alea Baeva in der Bonner Oper ganz klassisch Beethovens Violinkonzert D-Dur op. 61 zelebriert, geht es draußen auf dem Bonner Münsterplatz eher casual zu, wenn der Rapper Samy Deluxe mit dem Mikis Takeover! Ensemble sein Album „Hochkultur“ im Klassikgewand präsentiert.
Es sind Kontraste wie dieser, die das Beethovenfest so spannend machen. Sicherlich gibt es auch dieses Jahr wieder Konzerte mit europäischer Klassik – wie zum Beispiel das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin mit dem Cellisten Kian Soltani am 31. August, dem Mahler Chamber Orchestra mit Anastasia Kobekina (Cello) am 6. September oder dem Budapest Festival Orchestra am Schlusstag, 27. September. Kobekina ist zudem Residenzkünstlerin des Beethovenfestes, die auch noch am 16. September solo auf dem Barock- und auf dem modernen Cello zu hören sein wird. Spielen will sie unter anderem Johann Sebastian Bachs Suite für Violoncello und ein Stück, das ihr Vater eigens für sie geschrieben hat: „Narrenschiff“.
Doch das Erfrischende zeigt sich beim Blick auf die Nebenstränge des Programms – wie etwa bei „Bühne Frei“ auf sieben im Stadtzentrum verteilten Bühnen oder beim „Symphonic Mob“ mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin am 30. August. Dann gibt es wieder die über die Festivalzeit verteilten Feierabendkonzerte in der Kreuzkirche, bei denen die musikalische Avantgarde im Mittelpunkt steht – unter anderem am 3. September mit der Sängerin Miriam Berger und der Cellistin Elisabeth Coudoux und am 24. September mit dem Duo Anemos. Auch das improvisierende Stegreif Orchester wird mit seiner ungewöhnlichen Aufführungspraxis von klassischer Musik wieder vor Ort sein – diesmal mit der siebten Sinfonie von Anton Bruckner.
Ketan BhattiSeit 2023 gibt es das Fellowship-Programm des Beethovenfests für Künstler/-innen, die offen sind für Innovationen und Experimenent. 2025 sind unter anderem der Schlagzeuger Ketan Bhatti und die Bassposaunistin Maxine Troglauer dabei. An mehreren Abenden im September führt Bhatti unter der Regie von Simon Solberg und dem Beethoven Orchester seine Sprechoper „Die Odyssee“ auf, während Troglauer ihren Konzertabend mit „It Ain’t Necessarily So“ überschrieben hat, um nonchalante zwischen dem Werk von Hildegard von Bingen und Jazzklassikern von Thelonious Monk zu changieren.
Auch diesmal wieder gibt es viele niedrigschwellige und partizipative Formate, die für verschiedene Zielgruppen einen Zugang zur musikalischen Welt des Beethovenfests schaffen. Wie zum Beispiel die Kölner Sängerin Rebekka Salomea Ziegler als diesjährige „Beethovenfest Content Creatorin“, die für die digitalen Kanäle des Festivals ein eigenes Format entwickelt, bei dem es rund ums Zuhören geht. Am 6. September ist sie auch offline in einer „Listening Session“ mit der englischen Saxofonistin Cassie Kanoshi zu hören. Das komplette Programm des Beethovenfests Bonn findet sich im Internet.
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