RIP: Andy Bey
Andy BeyDer Jazzsänger Andy Bey ist am 26. April im Alter von 85 Jahren im Actors Fund Home in Englewood, New Jersey, gestorben. Wie die „New York Times“ schreibt, hätten ihn seine seidige, volle Bassbaritonstimme und sein Stimmumfang von vier Oktaven zu einem der größten Interpreten des „American Songbook“ gemacht. Andrew Wideman Bey Jr. wurde am 28. Oktober 1939 in Newark geboren. Er galt als Wunderkind: Mit drei Jahren begann er Klavier zu spielen, mit acht Jahren sang er neben dem Saxofonisten Hank Mobley in Shows rund um Newark und 1952 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum, „Mama’s Little Boy’s Got the Blues“. Er besuchte die Newark Arts High School und trat im Apollo Theater auf. Mitte der 1950er-Jahre war er in der Fernsehsendung „Startime Kids“ zu sehen, mit 17 gründete er mit seinen Schwestern Salome und Geraldine das Trio Andy Bey & The Bey Sisters. Bey arbeitete als Sänger mit Max Roach, Stanley Clarke und Gary Bartz und engagierte sich mit politischen Songtexten gegen Rassendiskriminierung und den Vietnamkrieg.
In den 1970er-Jahren begann seine Zusammenarbeit mit dem Pianisten Horace Silver und ab 1982 mit dem Saxofonisten Pharoah Sanders. Wichtige Alben unter eigenem Namen waren „Experience And Judgement“ (1974) und „Ballads, Blues & Bey“ (1996). „Viele Männer wollen keine Balladen singen, weil sie dabei ihre Verletzlichkeit offenbaren“, sagte er 2001. „Es scheint, als dürften männliche Sänger diese Seite, die eine Sängerin zeigen kann, nicht zeigen.“ Kurz vor der Veröffentlichung von „Ballads, Blues & Bey“ gab er bekannt, dass er schwul und HIV-positiv sei. Gemeinsam mit dem Pianisten Fred Hersch engagierte er sich in Anti-AIDS-Projekten. Es folgten sieben weitere Alben, darunter „American Song“, das 2005 in der Kategorie „Best Jazz Vocal Album“ für einen Grammy nominiert war. Eine seiner schönsten Aufnahmen bleibt die langsame, zärtliche Interpretation von Nick Drakes „River Man“ von seinem Album „Shades Of Bey“ (1998).