RIP: Albert „Tootie“ Heath

Albert „Tootie“ HeathAlbert „Tootie“ Heath1957 war für den Schlagzeuger Albert „Tootie“ Heath ein wichtiges Jahr. Gerade mal Anfang 20 zog er von Philadelphia nach New York, wo er im gleichen Jahr mit John Coltrane ins Studio ging, um dessen schlicht mit „Coltrane“ überschriebenes Debütalbum aufzunehmen. „Im Jahr davor war er ja noch im Quintett von Miles“, erinnert sich Heath im Gespräch mit Arne Reimer für das Buch „American Jazz Heroes“. „Trane ist genau wie ich in Philadelphia aufgewachsen. Wir spielten zusammen in einer Band, The Hi-Tones. John klang damals wie Sonny Stitt und Dexter Gordon, die ihn stark beeinflusst hatten. Ständig war er am Üben … er schlief mit seinem Horn im Mund ein!“

Heath war voller Geschichten, die er während des Gesprächs mit Reimer, sich selbst mit Besen leise auf einer Snare-Drum begleitend, zum Besten gab. Dass zum Beispiel Shirley Scott deshalb eine Wurlitzer-Orgel spielte, weil die vorne geschlossen war und man ihr nicht unters Kleid gucken konnte. Oder dass es für ihn nicht einfach war, mit Bobby Timmons zusammenzuarbeiten. Oder dass er wegen einer Erkrankung Conny Kays als Schlagzeuger im Modern Jazz Quartet eingesprungen ist, in dem auch sein älterer Bruder Percy Heath Bass spielte. „Es waren die Kompositionen von John Lewis, die das Quartett geprägt und erfolgreich gemacht hatten“, erinnert er sich an diesen Job. „Milt Jackson hatte ein fotografisches Gedächtnis und ein perfektes Gehör. Er schaute sich die schwierigen Kompositionen von John kurz an, legte sie beiseite und spielte alles ohne eine falsche Note. Was für ein Freak!“

Heath war ein perfekter Sideman, der es als seine wichtigste Aufgabe ansah, die Solisten gut klingen zu lassen. Diese diskrete Eigenschaft wusste J.J. Johnson ebenso zu schätzen wie Nina Simone, Herbie Hancock oder Yussef Lateef. Ab 1965 lebte er für vier Jahre in Stockholm, wo er mit George Russell arbeitete und Konzerte mit Friedrich Gulda und Tete Montuliu spielte. Mit seinen Brüdern Percy und Jimmy (Saxofon) gründete er 1975 die Band The Heath Brothers, der er allerdings nur drei Jahre lang angehören sollte, bevor er 1982 wieder zur Brüderband zurückkehrte. Zudem leitete er das Schlagzeuger-Ensemble The Whole Drum Truth, wirkte als Sideman an mehr als 260 Aufnahmen mit und wurde 2021 zum „NEA Jazz Master“ ernannt. Am 3. April ist Albert „Tootie“ Heath 88-jährig an den Folgen seiner Leukämie-Erkrankung in Santa Monica gestorben.

Text
Martin Laurentius
Foto
Arne Reimer

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