RIP: Barbara Thompson

Barbara ThompsonBarbara ThompsonIn den rund 25 Jahren, in denen es die sogenannte „Band der Bandleader“, das United Jazz + Rock Ensemble (UJRE), gab, blieb Barbara Thompson tatsächlich die einzige Frau. Auf allen 15 Plattenproduktionen, die das UJRE bis zu seiner Auflösung 2002 veröffentlichte, spielte die britische Saxofonistin mit, auch am kommerziell so erfolgreichen Debütalbum „Live im Schützenhaus“ 1977 dieser ursprünglich mit Ian Carr (Trompete), Albert Mangelsdorff (Posaune), Charlie Mariano (Saxofon), Ack van Rooyen (Trompete), Volker Kriegel (Gitarre), Wolfgang Dauner (Piano), Eberhard Weber (Bass) und Jon Hiseman (Drums) besetzten Gruppe war sie natürlich beteiligt.

Thompson wurde 1944 im englischen Oxford geboren. Von 1964 bis 1967 studierte sie am Royal College Of Music in London Klarinette, Flöte, Klavier und Komposition. In dieser Zeit entdeckte sie auch den Jazz und war als Saxofonistin in vielen Clubs der britischen Hauptstadt zu hören. Im New Jazz Orchestra unter der Leitung von Neil Ardley traf sie auf viele der Musiker, mit denen sie in den folgenden Jahrzehnten oftmals zusammen spielen sollte: Dave Gelly, Carr, Mike Gibbs, Trevor Watts, Paul Rutherwood, Michael Garrick, Jack Bruce und natürlich Hiseman, mit dem Thompson von 1967 bis zu dessen Tod 2018 verheiratet war.

Mitte der 1970er-Jahre gründete sie mit Paraphernalia eine der langlebigsten Bands des europäischen Jazz-Rock. 1978 lernte sie den Komponisten Andrew Lloyd Webber kennen und war als Schreiberin an einigen seiner Erfolgsmusicals beteiligt, wie zum Beispiel „Cats“ oder „Starlight Express“. Überhaupt war sie eine originelle Komponistin. 1988 wurde ihr „Saxophone Concerto“ in Freiburg uraufgeführt, 1995 erarbeitete sie unter anderem mit der Schlagwerkerin Evelyn Glennie ihr Stück „Rhythm Of The Gods“ oder 2001 mit dem Apollo Saxophone Quartet ihr „Saxophone Quartet No 1“.

1997 wurde bei Thompson Parkinson diagnostiziert und sie musste ihren Abschied vom Beruf als Live-Musikerin nehmen. Neue Medikamente gegen diese neurodegenerative Erkrankung schlugen aber bei ihr so gut an, dass sie ab 2005 immer wieder mal mit verschiedenen Bands, auch mit Paraphernalia, auf Tournee gehen konnte. Zuletzt erschien 2020 ihre Autobiografie „Journey To A Destination Unknown – The Autobiographical Story Of Her Musical Life“ und Repertoire Records veröffentlichte die Box „Live At The BBC“ mit 14 CDs, auf der ein Querschnitt ihres Schaffens mit verschiedenen Besetzungen zwischen 1969 und 1990 zu hören ist. Nur gut zwei Wochen vor ihrem 78. Geburtstag ist Barbara Thompson am 9. Juli gestorben. Text Martin Laurentius

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Martyn Goddard

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