Goethe-Institut: Jahresrückblick 2020

Goethe-InstitutGoethe-InstitutEs ist schon gute Tradition, dass das Goethe-Institut namhafte Journalist/-innen beauftragt, zum Jahresanfang einen Rückblick auf das zu Ende gegangene Jazz-Jahr zu schreiben. Besonders neugierig war man darauf, wie wohl dieser Rückblick auf das auch für die Jazzszene so schwierige Corona-Jahr 2020 ausfallen wird. Die Berliner Journalistin und Publizistin Franziska Buhre hat sich dieses Themas angenommen und für das Goethe-Institut einen durchaus differenzierten Blick auf dieses schwierige Jahr verfasst: „Entfernung und Selbstverortung“.

„Was passiert, wenn Musiker/-innen und Publikum sich nicht mehr nahe sein können?“, fragt Buhre am Anfang: „Im Jahr der Corona-Krise fanden Jazzfestivals dafür unterschiedliche Strategien. Noch spannender ist, auf welche Ideen Musiker/-innen kommen – für sich selbst und die Zukunft der improvisierten Musik. Ihnen gilt es, zuzuhören, denn ihre Existenzen stehen auf dem Spiel.“ Eher kritisch sah Buhre die Corona-Ausgabe des moers festivals im Frühjahr, als durchweg positives Beispiel nennt sie das Jazzfest Berlin Anfang November. „Erfreulich war auch die Öffnung von acht Funkhäusern der Landesrundfunkanstalten für Konzert-Streamings mit lokalen Ensembles im Rahmen des Jazzfests“, so Buhre und bemerkt zurecht: „Dass Radiosender Musiker/-innen mit ihren Ressourcen unterstützen scheint ausbaufähig, ja sogar angebracht, solange die Corona-Krise anhält.“

Das Kernstück ihres Jahresrückblicks sind indes Gespräche mit verschiedenen Musiker/-innen. So hat Buhre zum Beispiel mit dem Gitarristen Ronny Graupe gesprochen, der über seine Erfahrungen mit seiner Streaming-Reihe „Into The Shed“ erzählt: „Es war gewollt rough, sodass es kein Ausverkauf der Künstler/-innen ist. Die Leute sollten hungrig nach Hause gehen oder zu Hause bleiben. Wenn alles umsonst und High End gewesen wäre, hätte ich mich nicht wohl gefühlt.“ Oder die in New York lebende Bassposaunistin Maxine Troglauer, die sich im Laufe der Corona-Krise Gedanken über neue Formen der Konzertpräsentation gemacht hat: „Ich hoffe, dass sich neue Formate ergeben, die aus der Not heraus für ein kleineres Publikum gedacht sind und dadurch automatisch inklusiver und aktiver werden. Dass die Hierarchie von ,klassischer‘ Bühne hoch oben – Publikum unten im Dunkeln aufgebrochen wird zugunsten von mehr Kreativität und Freiraum.“ Buhres Jahresrückblick 2020 ist ab sofort auf der Goethe-Website zu lesen.

Weiterführende Links
„Entfernung und Selbstverortung“

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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