Berlin: Boykott von Pop-Kultur

Boykottaufruf von Pop-KulturPop-KulturDas derzeit laufende Berliner Festival Pop-Kultur findet ohne arabische Künstler statt. Letzte Woche hatten sich die tunesische Sängerin Emel Mathlouthi, das syrische Dub-Projekt Hello Psychaleppo, deren rappender Landsmann Abu Hajar und die ägyptische Band Islam Chipsy entschlossen, ihren für heute Abend geplanten Auftritte im Maschinenhaus abzusagen, zudem haben sich auch Annie Goh, Iklan feat. Law Holt, Oranssi Pazuzu und Young Fathers entschlossen, dem Berliner Festival fernzubleiben. Grund ist die Festival-Förderdung durch die israelische Botschaft, die sich mit 500 Euro Reisekostenzuschuss beteiligt. Darauf aufmerksam wurden die Künstler durch die transnationale Organisation „Boycott, Divestment, Sanctions“ (BDS), die eine vollständige wirtschaftliche, politische und kulturelle Isolation Israels anstrebt. Sie haben an alle teilnehmenden Künstler Boykottaufrufe verschickt, da der Staat Israel Einfluss auf das Programm nähme.

Das verneint die Festivalleitung in einem auf ihrer Website veröffentlichten Statement: „Die Kampagne behauptet, Pop-Kultur sei ‚co-organisiert‘ oder ‚co-finanziert‘ vom israelischen Staat, was unwahr ist. Wir glauben daran, dass Diskurs und Dialog der einzige Weg sind, mit den Konflikten in dieser Welt umzugehen. Gerade wir als Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen haben die Aufgabe, Netzwerke zu bauen, über Grenzen hinweg, auch wenn wir verschiedener Meinung sind.“ Ihre Behauptung, das Festival sei „co-organisiert oder co-finanziert vom israelischen Staat“, hat die deutsche BDS-Sektion zwar mittlerweile auf ihrer Website korrigiert, dennoch will man am Pop-Kultur-Boykottaufruf festhalten.

Mathlouthi hat jetzt auf ihrer Facebook-Seite ihre Entscheidung begründet: „Ich habe nicht abgesagt, weil ich irgendetwas gegen israelische Künstler habe, nicht, um Dialog zu verweigern oder Hass zu verbreiten. Ich habe als Humanistin abgesagt und als solche muss ich für Gerechtigkeit eintreten. Als in meinem eigenen Land eine totalitäre Regierung herrschte, bin ich keine Kompromisse eingegangen und habe jede Zusammenarbeit mit einer Behörde verweigert. Ich werde das auch jetzt nicht tun.“

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Stefan Franzen

Veröffentlicht am unter News

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