Editorial #92

Liebe Leserinnen und Leser,

Editorial 92alle Jahre wieder… werden die Mitarbeiter-Charts ausgezählt, und jedes Mal auf’s Neue kommt dabei Überraschendes heraus – zumal, wenn man die Liste etwa mit der unserer Kollegen der amerikanischen JazzTimes vergleicht. In deren Top 50 des Jahres 2011 findet sich z.B. gerade einmal eine einzige nicht-amerikanische Veröffentlichung: „Threedom“ von Pilc Moutin Hoenig. Der Jazz der JazzTimes ist eine fast rein amerikanische Angelegenheit. Meist von älteren Herren gespielter Modern Mainstream & Avantgarde Jazz beherrscht das Bild. Groovejazz, Soul, Blues, Worldmusic oder gar Clubjazz? Komplette Fehlanzeige!

Natürlich: Auch wir schätzen die Musik von Könnern wie Sonny Rollins oder Joe Lovano. Aber von Anfang an war es uns wichtig, über den Tellerrand zu schauen und Jazz und Jazzverwandtes in deren ganzer aktueller Vielfalt zu präsentieren. Und gerade an den Rändern, wo die Genres verschwimmen und die Musik sich eindeutigen Kategorisierungen widersetzt, geschehen oft die interessantesten Dinge. Das spiegelt sich in den Jahrescharts unserer fachkundigen, aber nicht jazzbetriebsblinden Mitarbeiter: In der Top 10 finden sich Namen wie Nils Petter Molvær und Enrico Rava, aber auch Tom Waits, James Blake oder Joe Henry und – ganz an der Spitze – Angelika Niescier. Und diese Offenheit schlägt sich natürlich auch in der vorliegenden Ausgabe nieder: Angefangen beim Londoner Clubjazz-Papst Gilles Peterson über Pianojazz-Legende Keith Jarrett und die „American Jazz Heroes“ bis hin zu den neuen Musikbastarden aus Ghana spannen wir einen breiten und hoffentlich inspirierenden Bogen.

Wir wünschen viel Freude mit dem Heft!

Die Redaktion von Jazz thing & Blue Rhythm

Veröffentlicht am unter 92, Heft

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