Mikael Mani

Sänger ohne Stimme

„Guitar Poetry“ (ACT/edel) heißt das erste Soloalbum des isländischen Gitarristen Mikael Mani, der aus einer musikalischen Familie stammt.

Mikael Mani (Foto: Patrick Kenawy)

„Mein Vater hatte einen Plattenladen und meine Mutter hat Musik studiert“, erzählt er mit einem breiten Grinsen. „Ich habe zuerst auf dem Klavier angefangen, aber das hat mich etwas gelangweilt. Der Gitarre dagegen bin ich nach einem Monat komplett verfallen.“

Es waren die großen Songpoeten, für die sich Mani besonders interessiert hat, Leute wie Joni Mitchell oder Bob Dylan. „Ich mag Songs mit Texten und bin ein großer Dylan-Fan, für mich ist er der Größte“, stellt Mani klar. „Ich habe immer versucht, seinen Songs mit meiner Gitarre auf die Schliche zu kommen und daraus resultiert vielleicht auch dieses Album.“

Singen tut Mani auf „Guitar Poetry“ allerdings nicht – und das hat nichts damit zu tun, dass er seiner Stimme nicht trauen würde. „Ich wollte einfach gefühlvolle Songs mit einer Geschichte nur mit Musik erzählen“, sagt der Gitarrist. Und so ist das Album ein stilles, kleines akustisches Meisterwerk zwischen Folk, Jazz und Blues geworden.

Gleich der erste Song „She’ll Arrive Between 10 & 11″ – schon der Titel erzählt ja eine Geschichte – überzeugt mit einer folkloristischen Melodie und einem warmen Gitarrenton und scheint eine musikalische Idylle zu malen. Mitten im Song wagt Mani aber einen Ausflug ins Düstere, Geräuschhafte, um dann doch zum harmonischen Thema zurückzukehren. Und so kann man sich in alle von Manis Songs auf „Guitar Poetry“ versenken.

Text
Rolf Thomas
Foto
ACT/Patrick Kenawy

Veröffentlicht am unter 153, Feature, Heft

jazzfuel