Girls in Airports

Synthies gegen böse Geister

Spaciger Ambient, psychedelischer Pop, nahöstliche Rhythmik: In einer Zeit, in der Bands wie Khruangbin mit genresprengenden Retrosounds ein Millionenpublikum erreichen, liegen Girls in Airports voll im Trend. Dabei existiert die Kopenhagener Band bereits seit 2009 – und hat seitdem ihre Ästhetik nur um Nuancen verändert.

Girls In Airports (Foto: Kat Jarby)

Jazz spielte immer eine Rolle, aber auch Experten taten sich schwer, die fünf einzuordnen. „Es klingt wie Jazz ohne Jazz, Weltmusik ohne Weltmusik, Indie-Pop ohne Indie-Pop“ schrieb DIE ZEIT. Inzwischen sind Girls in Airports zum Quartett geschrumpft. Der Titel des neuen Albums „How It Is Now“ (Kaja Records/Membran) ist natürlich eine Bestandsaufnahme: Wie klingt diese Band jetzt – nach dem Ausstieg eines Saxofonisten und einer mehrjährigen, selbstverordneten Live-Pause, die durch die Pandemie noch verlängert wurde?

Tatsächlich profitieren die Songs vom reduzierten Line-up. Das Klangbild ist weniger dicht, die vier klingen variabler und gleichzeitig optimistischer; Martin Stender als alleiniger Saxofonist drängt sich weniger in den Vordergrund. Es gibt weniger dramatische Saxofoncrescendi, noch immer keinen Bassisten, dafür zwei Drummer, die sich in „18″ ein in trancegleiche Höhen führendes, minutenlanges Duett liefern. Und noch immer macht den Trademark-Sound der Girls der warme Klang des Wurlitzers aus.

„Kabul“ ist, dank des E-Pianos von Mathias Holm, eines der eingängigsten Stücke im Œuvre der Dänen. Mit sattem Synthiebass vertreibt „Bes“ alle bösen Jazzpolizeigeister – dafür sorgt der ägyptische Gott gleichen Namens. Das basslose „Curtain Of Life“ kommt einer klassischen Jazzstruktur am nächsten: eine akustische Ballade mit weltentrücktem Solo von Stender. „Jazz ist ein kurzes, catchy Wort, das sollte man nicht ausrangieren“, kommentiert der Saxofonist die leidige Genrefrage.

„Was wir machen? Es ist improvisierte Musik, es ist Jazzmusik. Wir sind aber vor allem darauf fokussiert, welchen Vibe wir erzeugen.“

Girls in Airports haben ein vorzügliches Album aufgenommen, eines, dessen Vibes man am besten unterm Kopfhörer spürt: betörende, anmutige, traumverlorene Musik.

Text
Jan Paersch
Foto
Kat Jarby

Veröffentlicht am unter 148, Feature, Heft

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