Espen Berg

Das innere Ohr

Der norwegische Pianist Espen Berg unterhält zwar seit Jahren sein eigenes Trio, war aber schon zu Beginn seiner Karriere gern solo unterwegs und hat auch schon zwei Soloalben aufgenommen. „The Trondheim Concert“ (NXN/Naxos) ist dennoch eine Premiere für ihn, denn das Konzert, das im November 2019 aufgezeichnet wurde und hier als Mitschnitt auf einer Doppel-CD vorliegt, hat er komplett frei improvisiert.

Espen Berg (Foto: André Løyning)

„Dabei hatte ich die Vorstellung, dass ich für den Beginn einen festen Plan brauche“, schildert er die Sekunden, bevor er die Bühne betrat. „Der Beginn definiert einen Startpunkt, und der Rest des Konzerts ist eine direkte Entwicklung daraus und eine Antwort darauf.“

Berg hat sich dann für einen ruhigen Beginn entschieden, der ein wenig an eine Meditation über die Musik von Bach erinnert. „Ich habe einfach meiner Vorstellungskraft, meinem inneren Ohr, zugehört“, erinnert sich der Pianist. „Daraufhin fand ich die Musik, die ich gesucht habe.“

Von dort aus bricht der Norweger zu einer fulminanten musikalischen Reise auf, die von der spontanen Erfindung starker Melodien lebt, dabei aber auch melancholische oder heftige atonale Passagen nicht scheut.

„Für mich ist die Improvisation die reinste und essentiellste Form, Musik zu erschaffen“, fasst Berg seine Erfahrung zusammen. „Die Musik, die aus dem Moment entsteht, reflektiert meine Gefühle auf profunde Art und Weise, und deshalb wird dieses Konzept zum Kern meiner Karriere gehören – so lange ich in der Lage bin, Klavier zu spielen.“

Text
Rolf Thomas
Foto
André Løyning, Juliane Schütz

Veröffentlicht am unter 146, Feature, Heft

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