Delvon Lamarr Organ Trio

Simple Grooves

Es ist kein Zufall, dass Delvon Lamarr sein drittes Album nach dem neuen Drummer betitelt hat. Lange war der Bandleader auf der Suche, sprang auch schon einmal selber an der Schießbude ein, doch als Dan Weiss schließlich permanent zum Delvon Lamarr Organ Trio (kurz DLO3) stieß, war das die perfekte Lösung – schließlich zählte die New York Times den Brooklynite Weiss vor einigen Jahren zu den fünf besten Jazzdrummern überhaupt.

Delvon Lamarr Organ Trio (Foto: Francis A. Willey)

Auf „Cold As Weiss“ (Colemine/Cargo) kann der Mann zeigen, was er draufhat: ultrapräzises, trockenes Funk-Drumming in einer der derzeit angesagtesten Instrumentalbands des Landes. „Ohne Worte verbinden sich die Leute nicht so leicht mit der Musik“, sagt Delvon Lamarr. „Deshalb versuche ich, so zu spielen, als würde ich singen. Ich bin kein Organist, der Millionen Töne spielt. I like it simple. That’s why our grooves are simple.“

Was das Trio „Feel Good Music“ nennt, eine lässige Kopfnickermischung aus Vintage Soul, Blues, Jazzfunk und Sixties-Rock, kommt an: Eine Live-Session beim US-Sender KEXP brachte dem Trio aus Seattle im Jahr 2017 schlagartig ein breites Publikum ein. Größter Hit bis heute: seine Booker T.-artig fauchende Coverversion von „Move On Up“.

Die meisten der neuen Songs entstanden schon auf Tour im Jahr 2019. Weiss, Lamarr und Jimmy James an der Gitarre haben sie meisterlich aufgenommen: Lange hat man nicht mehr eine solch satte Hammondorgel gehört. Autodidakt Lamarr lernte das Instrument erst mit 22 Jahren lieben: „Ich kannte nur die Kirchenorgel. Aber als ich Joe Daria an der Hammond hörte, dachte ich: ‚That’s sick. Das will ich ausprobieren.‘“

Text
Jan Paersch
Foto
Francis A. Willey

Veröffentlicht am unter 143, Feature, Heft

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