233/15: Jazz thing Mixtape auf ByteFM & onejazz

Simon Oslender 'On A Roll - Live'Simon Oslender „On A Roll – Live“„We got to have peace“ als pazifistischer Ankerpunkt: die über 50 Jahre alte Anti-Kriegs-Hymne von Curtis Mayfield gibt dieser Sendung in einer neuen Version von Mavis Staples ein Motto. Drumherum fließen mehr oder weniger friedliche Melodien von Ganna, Adeolu, Simon Oslender, Peter Evans’ Being & Becoming, Justin Zitt, Theo Croker & Sullivan Fortner, John Scofield & Dave Holland, George Kontomichalis, Yuri Honing’s Peace Orchestra, Jure Pukl und Jamie Woon. „Die ukrainische Stimmkünstlerin GANNA hat mit ,Utopia‘ ihr vorläufiges Magnum Opus vorgelegt“, wie man in einer Rezension im aktuellen Jazz thing lesen kann. Diese Sendung eröffnet „Mermaids“ von eben diesem Album mit einem Feature von Laura Robles an der Cajon. In Gannas Wahlheimat Berlin ist auch Adeolu zu Hause, ein Drummer, Produzent und „Sonic Architect“, dessen „You Are“ von seiner Schwester Lucina Akintaya und „Sonic Poet“ Dumama gesungen wird. „This is music that questions belonging, identity, and our species‘ place in a time of ongoing terror and planetary transition“, wie Dumama alias Gugulethu Duma in ihren Liner-Notes schreibt.

Keyboarder und Organist Simon Oslender hat den „Close Call“ live auf Tour mit Bruno Müller an der Gitarre, Will Lee am Bass und Steve Gadd am Schlagzeug aufgenommen, veröffentlicht wurde es jetzt mit 13 weiteren Meisterstücken ihrer 2024er-Tour auf dem Doppelalbum „On A Roll – Live“. Der New Yorker Trompeter Peter Evans hat mit seiner Band Being & Becoming inzwischen sein drittes Album „Ars Ludicra“ aufgenommen, ein richtungsweisendes Stück „spielerischer Kunst“ mit Joel Ross am Vibrafon, Bassist Nick Jozwiak und Drummer Michael Shekwoada Oge, aus dem wir „Hank’s“ hören. „Umrissen“ heißt eines der Originale aus „Frigo“, dem Triodebüt des 23-jährigen Pianisten (und Skaters) Justin Zitt, das alles andere als nach einer Skizze klingt, vielmehr nach einer „Improvisationsmusik, die so gar nicht ins Klischee passen will, wie man es sonst für ein Jazzklaviertrio parat hat“, wie man in der Rezension im Heft 161 lesen kann.

Theo Croker und Sullivan Fortner, auch das kann man genauer im aktuellen Jazz thing erfahren, kannten sich schon als WG-Mitbewohner. Auch aufgrund ihrer musikalischen und menschlichen Verbundenheit warfen der Trompeter und der Pianist das ursprüngliche Konzept ihres Duo-Albums nach Startschwierigkeiten über den Haufen. Statt sich an schönen Standards zu versuchen, improvisierten sie für „Play“ noch schönere Miniaturen, etwa „The Space Within“. Sogar noch länger als Croker und Fortner kennen sich John Scofield und Dave Holland, die mit „Memories Of Home“ jetzt allerdings ebenfalls ihr erstes Album im Duo aufgenommen haben – endlich, möchte man sagen, wenn man den Titeltrack hört. Mavis Staples, „soulful survivor“ der Stax-Gospel-Stars The Staple Singers, hat für ihr neues Album „Sad And Beautiful World“ eine Version von Curtis Mayfields „We Got To Have Peace“ aufgenommen, die dessen Anti-Kriegs-Botschaft von 1971 eindringlich – und etwas bedrückend – ins Hier und Jetzt transportiert.

George Kontomichalis, in Thessaloniki geborener Saxofonist, der mittlerweile in Leipzig lebt, bringt uns mit „First Flight“ Vol. 110 in unserer Reihe „Jazz thing Next Generation“. Ein Debütalbum, aus dem wir „Warrior Under The Rain“ hören. Und noch zwei Saxofonisten: Yuri Honing’s Peace Orchestra ist in Wahrheit ein Quintett, was weder seiner Friedensbotschaft noch dem orchestralen Sound Abbruch tut. Mit Remy van Kesteren an Harfe und Electronics, Gitarristin Ella Zirina, Bassist Tony Overwater und Drummer Yoràn Vroom erspielt sich der „Nick Cave des Jazz“ hier auch ein Cover von „Magnificent (She Says)“ der britischen Rockband Elbow. Zu guter Letzt huldigt Honings slowenischer Kollege Jure Pukl auf dem Album „Analog AI“ mit seinem sehr international besetzten Quartett mit Pianist John Escreet, Bassist Joe Sanders und Drummer Christian Lillinger dem Feuergott „Prometheus“. Und Jamie Woon singt „When“ vom neuen Release „3, 10, Why, When“. All das findet sich sowohl auf Deutsch am Sonntag, 23. November, ab 12 Uhr auf ByteFM, als auch auf Englisch am Montag, 24. November, ab 21 Uhr auf onejazz – beide Male mit Götz Bühler am Mikrofon.


Playlist #233/15
für das Jazz thing Mixtape vom Sonntag, 23.11.2025, 12 – 13 Uhr, auf ByteFM, und Montag, 24.11.2025, 21 – 22 Uhr, auf onejazz

Ganna Mermaids Utopia (Berthold/Cargo)
Adeolu You Are The In Between (Powerhouse Records/powerhouserecords01.bandcamp.com)
Simon Oslender Close Call On A Roll – Live (Leopard/Broken Silence)
Peter Evans Being & Becoming Hank’s Ars Ludicra (More Is More/peterevansmusic.bandcamp.com)
Justin Zitt Umrissen Frigo (Unit/Membran)
Theo Croker & Sullivan Fortner The Space Within Play (ACT/edel)
John Scofield & Dave Holland Memories Of Home Memories Of Home (ECM/Universal)
Mavis Staples We Got To Have Peace Sad And Beautiful World (Anti/Indigo)
George Kontomichalis Warrior Under The Rain First Flight (Double Moon/Bertus)
Yuri Honing’s Peace Orchestra Magnificent (She Says) Yuri Honing’s Peace Orchestra (Challenge/Bertus)
Jure Pukl Prometheus Analog AI (Unit/Membran)
Jamie Woon When 3, 10, Why, When (Also Can/Integral)

Weiterführende Links
ByteFM
onejazz.net

Text
Götz Bühler

Veröffentlicht am unter Mixtape

Stop Over 4 – Perspectives