Was ist die Steigerung von Gitarrist? Multiinstrumentalist! Als solcher generiert sich Michael Sagmeister auf seinem neuen Album, das zunächst den Anschein eines fetten Bandprojektes erweckt. Aber es ist tatsächlich ein Alleingang – mit Ausnahme der Vocalparts von Gattin Antonella D‘Orio. Der 62-jährige Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt bedient neben den vertrauten sechs Saiten noch den Bass, die Keyboards sowie das Schlagzeug und programmiert einige Percussionsequenzen. Skepsis scheint da nur am Anfang angebracht. Ziemlich schnell entwickeln die elf Eigenkompositionen und drei neu arrangierte Nummern („Night In Tunesia“, Coltranes „Countdown“, Leon Russels „This Masquerade“) eine ziemlich forsche, zupackende, von Sekunde zu Sekunde faszinierendere Eigendynamik. Das liegt an Sagmeisters überraschend straightem Drumming, seinem groovenden Bassspiel, die sein wieselflinkes, hochvirtuoses Gitarrenspiel mal elektrisch, mal akustisch perfekt umrahmen. Natürlich ist das alles Nabelschau, aber eine äußerst gelungene. Kein Metheny 2.0, sondern ein echter Sagmeister.
Text
Reinhard Köchl
Ausgabe
, Jazz thing 142
Veröffentlicht am 31. Jan 2022 um 07:59 Uhr unter Reviews
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