Edith Piaf oder Jacques Brel: Die obersten Repräsentanten großer Gefühle im frankophonen Musikgeschäft pflegten ihre Themen mit ganzer Wucht vorzutragen, distanzlos, voller Melancholie, zuweilen larmoyant. Marie Laure hingegen, Hamburgerin mit französischer Mutter, bleibt selbst dort leicht cool, wo sie Songs der Altvorderen ein neues Gewand verleiht. Der Albumtitel, ein selbstgeschriebenes Chanson, ist das Motto. Bei „La Vie En Rose“ betont die Sängerin mit lasziver Eleganz das fragile Element des Liedes. Brels unverhohlene Traurigkeit in „Ne Me Quitte Pas“ adaptiert sie feinsinnig, die Verzweiflung ist nur ein Hauch. Mit Buggy Braune am Klavier, bei dem sie einst Unterricht nahm, Thomas Biller am Kontrabass, Kai Bussenius (Schlagzeug) und Wolfgang Rummel (Perkussion) entwirft Marie Laure auch bei anderen Klassikern neue Botschaften, die von ihrer dunklen Stimme getragen werden. Ihr fast spielerischer Umgang mit Scat, Latin und Swing, die Wirkung der französischen Sprache, selbst der hübsche Akzent beim englischen „It Had To Be You“ tun ihr Übriges, um dieses Debüt zur Kenntnis zu nehmen.
Text
Uli Lemke
Ausgabe
, Jazz thing 91
Veröffentlicht am 02. Jan 2012 um 10:02 Uhr unter Reviews
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