In welcher Schublade er es sich nun gemütlich machen wird, das ist bei dem Pianisten Lorenz Kellhuber keineswegs ausgemacht: Klassik, Neoklassik, Jazz oder was auch immer. Solist oder Improviser oder Soloimproviser? Klar ist dagegen, dass die Schublade ganz schön weit oben hängen wird, der Mann hat Geschmack, so viel davon, dass er auf „Live At Elbphilharmonie“, seinem neuen Soloalbum, dem Mitschnitt eines frei improvisierten Recitals im Kleinen Saal des Hamburger Schmuckkästchens, stilsicher alle Fehltritte vermeidet: kein Romantikkitsch, keine Virtuosenshow, kein abgeschmacktes Cluster-Disaster, kein Klischee-Blues. Kellhuber wählt den eleganten Weg, bringt Dissonanzen in Anschlag, lässt sie unaufgelöst stehen und ihre Reibungswärme freisetzen – und manchmal gönnt er sich auch einen Moment des Groovens und der Harmonie.
Text
Stefan Hentz
Ausgabe
, Jazz thing 146
Veröffentlicht am 10. Nov 2022 um 07:58 Uhr unter Reviews
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