Willisau: Jazz Festival@50

Alabaster DePlumeAlabaster DePlume50 Jahre Jazz Festival Willisau: Wer sich in die Geschichte dieses international bedeutenden Festivals für improvisierte Musik im schweizerischen Kanton Luzern vergraben will, kann dies auf zwei Weisen tun. Zum einen hat mit dem Wechsel der künstlerischen Leitung 2010 vom Gründer Niklaus Troxler auf seinen Neffen Arno die Musikbibliothek der Hochschule Luzern die Historie dieses Festivals von seinen Anfängen als Jazzkonzertreihe über die ersten Ausgaben bis zur Etablierung als Großereignis für die Improv-Szene auf willisaujazzarchive.ch dokumentiert. Zum anderen zählt man auf Facebook den Countdown bis zum Jubiläumsfestival vom 27. bis 31. August: mit Pressezitaten, O-Tönen und Fotos aus 50 Jahren Festivalgeschichte.

„Auch zum 50. Jubiläum bieten wir keinen nostalgischen Blick zurück, sondern präsentieren wie immer ein vielgesichtiges und zeitgenössisches Programm“, so Arno Troxler über die Jubiläumsausgabe. Das Programm, das Troxler zusammengestellt hat, liest sich jedenfalls vielversprechend. Schweizer Bands finden sich darin ebenso wie international besetzte Ensembles. So sind zum Beispiel bei (Exit) Knarr um den Osloer Bassisten Ingebrigt Håker Flaten neben Musikern der norwegischen Szene auch die polnische Pianistin Martra Warelis und der amerikanische Gitarrist Jonathan F. Horne zu hören. Weird Of Mouth ist mit der Dänin Mette Rasmussen (Saxofon) und den beiden Amerikanern Craig Taborn (Piano) und Ches Smith (Drums) eine transatlantische Angelegenheit, während der Saxofonist Ohad Talmor per se Kosmopolit ist: Geboren in Lyon, aufgewachsen in Genf baut er mit seinen Bands und Projekten stets Brücken zwischen Europa und den USA.

Mit Musho haben die schwedische Vokalistin mit äthiopischen Wurzeln, Sofia Jernberg, und der Londoner Pianist Alexander Hawkins ebenso ihr erstes Album wie ihr Duo überschrieben. Der Name kommt aus dem Amharischen, einer nordäthiopischen Sprache, und bedeutet soviel wie „trauriges Lied, Klagelied“. Es sind demnach die leisen, eher introspektiven Momente, die dieses außergewöhnliche Duo mit seiner Musik einzufangen versucht. Ein Highlight des Festivals dürfte der Auftritt mit dem Quartett des Londoner Saxofonisten Alabaster DePlume werden. Seine Musik steht für radikale Offenheit, absurde Poesie und kreative Intuition. Im Doppel mit dem Londoner betritt das Schweizer KALI Trio die Bühne, um eine eigenwillige Improvisationsmusik auf der Grenzlinie von tranceartiger Minimal Music, komplexem Jazz und klangmächtiger Elektronica zu spielen.

Der Schweizer Schlagzeuger Julian Sartorius und der britische Elektronik-Virtuose Matthew Herbert begegnen sich als Duo für einen intensiven Dialog, während das mit je zwei Pianos, Blas- und Schlaginstrumenten besetzte Sextett des Schweizer Peter Conradin Zumthor mit „Books & Alcohol“ eine kammermusikalische Sinfonik zeigt. Dann kommen unter anderem noch das Savannah Harris Trio, das Neal Sugarman Quartet, Resonators um den Saxofonisten Frank Gratkowski, das Trio Play More Jazz und ein Quintett mit der Sängerin Éna Vera zum Geburtstagfestival nach Willisau.

Wichtiger Teil der Festivalgeschichte ist das Plakatdesign. Die unverwechselbaren Entwürfe des Festivalgründers Niklaus Troxler prägten das Bild des Festivals. In den zurückliegenden Jahren wechselten sich dessen Töchter Annik und Paula (gemeinsam mit Kleon unter dem Namen Pank) bei der Gestaltung der Plakate ab. Zum Geburtstag hat Pank gleich 50 verschiedene Plakate gestaltet, die die Grafikgeschichte auf spielerische Art und Weise reflektieren. Von jedem dieser Plakate schaut ein Gesicht, das aus Elementen der vergangenen Jahre zusammengesetzt ist. „Die Plakate sind schon immer ein integraler Teil des Festivals gewesen“, ist Troxler überzeugt: „Sie sind ein künstlerisches Statement.“

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Jazz Festival Willisau

Text
Martin Laurentius
Foto
Alexander Massek

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Festival Jazzdor Strasbourg Berlin 2025