Moers: Improviser In Residence 2024

Tim Isfort & Virginia GentaTim Isfort & Virginia GentaGanz ohne Klamauk kommt man in Moers nicht aus – sogar auch dann nicht, wenn die neue „Improviser In Residence“ dieser Stadt am Niederrhein vorgestellt wird. Auf dem Weg zur Pressekonferenz im neuen Domizil, wo am vergangenen Freitag die nächste Stadtmusikantin und Nachfolgerin des Kollektivs Recursion präsentiert worden ist, hörte man schon in der Fußgängerzone laut ein Saxofon spielen. Eine junge Frau stand in der Moerser Neustraße vor dem Haus mit der Nummer 20 und blies den für deutsche Ohren vielleicht italienischsten aller italienischen Gassenhauer: „Volare“.

Oben angekommen in der neuen Residenzwohnung (der Umzug wurde notwendig, weil die Evangelische Kirche die alte Residenz in der Kleinen Allee 10 an eine Investorengruppe verkauft hatte; zusammen mit anderen Gebäuden dort, in denen unter anderem auch eine Kita untergebracht war, die nun obdachlos ist) hörte man den künstlerischen Leiter des moers festivals, Tim Isfort, ausgiebig darüber sprechen, wie wichtig das „Improviser In Residence“-Programm für die Stadt Moers, aber auch für deren Musikfestival an Pfingsten sei. Ein älterer Herr, der sich später als Isforts Vater zu erkennen gab, öffnete irgendwann eines der Fenster und radebrechte auf Italienisch mit der Saxofonistin unten auf der Straße. Kurz darauf ging er selbst runter und brachte die „Straßenmusikerin“ mit in die Wohnung – und Isfort und die Geschäftsführerin der Moers Kultur GmbH, Jeanne-Marie Varain, stellten endlich die Norditalienerin Virginia Genta als „die Neue“ vor.

Kurz darauf gab Genta eine echte Kostprobe ihres Könnens und blies laut und raumgreifend einige Phrasen auf ihrem Tenorsaxofon. „Mit Virginia Genta haben wir eine kluge Künstlerin für Moers gewonnen“, freut sich Isfort, „die nicht nur musikalisch herausragend ist, sondern mit ihrer mitreißenden Art und kreativen Kraft die Kulturlandschaft in Moers und darüber hinaus prägen wird.“ Genta ist gleichfalls guter Dinge, was ihren einjährigen Aufenthalt in Moers betrifft: „Mit der Residenz in Moers erfüllt sich mir ein Traum“, meint die Saxofonistin und Multiinstrumentalistin, die zudem als Zeichnerin aktiv ist. „Seit ich beim Festival aufgetreten bin, bin ich moersifiziert. Ich mag das Festival, die Stadt und ihre Menschen – und diese unbeschreibliche Atmosphäre, die beste Bedingungen zum künstlerischen Arbeiten und Austausch bietet.“ Am Schluss wurde den anwesenden Journalist/-innen die wahrscheinlich deutscheste aller italienischen Pizze als Catering gereicht: die Pizza Hawaii mit Ananas und Schinken, die allerdings ursprünglich eine kanadische Kreation gewesen sein soll.

Eine erste akustische Duftmarke hat Genta am vergangenen Sonntag gesetzt, als sie mit Recursion das Übergabekonzert in der einstigen moers festival-Halle (heute enni-Eventhalle) gespielt hat. Bevor es zum Highlight mit einem Auftritt der Italienerin beim diesjährigen moers festival an Pfingsten vom 17. bis 20. Mai kommen wird, gibt es sicherlich viele weitere Möglichkeiten, die „Improviser In Residence“ 2024 in Moers live zu erleben. Gleich am Anfang ihrer Residenzschaft zeigt Genta schon mal einen echten Hingucker, wenn sie am 19. und 20. Januar mit den Musiker/-innen der Gruppe sinergia elletronica zu einer begehbaren Klanginstallation in die Residenzwohnung in der Neustraße 20 einlädt.

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„Improviser In Residence“

Text
Martin Laurentius
Foto
Sandro Somigli

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