Gestorben: Chris Strachwitz

Chris StrachwitzChris StrachwitzMit seinem Plattenlabel Arhoolie schrieb er nicht nur in der Abteilung Blues Geschichte, sondern erlaubte einem großen Publikum weltweit eine tiefe Einsicht in die amerikanische Roots Music. Am 5. Mai ist der Produzent Chris Strachwitz gestorben. Die ersten 16 Jahre seines Lebens verbrachte Strachwitz noch in Niederschlesien und Deutschland, dann emigrierte die aristokratische preußische Familie 1947 nach Nevada und später nach Kalifornien. In L.A. lernte er den Jazz und Blues der frühen 1950er kennen. Es folgten Militärdienst in Salzburg und ein Studium des Ingenieurwesens und Politikwissenschaft in Berkeley sowie eine Tätigkeit als Highschool-Lehrer. 1960 brachte den Umschwung: Strachwitz gründete, nachdem er bereits an Sessions mit Jesse Fuller und Sonny Simmons beteiligt gewesen war, sein eigenes Label Arhoolie Records und nahm Blueser wie Mississippi Fred McDowell und Lightnin‘ Hopkins auf.

Vom aktuellen Blues weitete sich das Spektrum: Re-Issues von Blues der 1930er, Gospel, Old-Time-Music sowie Cajun und Zydeco bis hin zu den US-mexikanischen Norteño-Klängen bereicherten das Repertoire. Zeit seines Lebens war es Strachwitz‘ Mission, all diese Roots-Music-Facetten der Staaten zu dokumentieren, zu bewahren und zu produzieren, wobei es ihm vor allem um Künstler mit Ecken und Kanten ankam. Seine Labelschützlinge beeinflussten Bob Dylan, Taj Mahal, Ry Cooder und die Stones. Insgesamt veröffentlichte Strachwitz auf seinem Label an die 400 Aufnahmen. 1995 gründete er die Arhoolie Foundation mit dem Ziel der Dokumentation regionaler Musik, darüber hinaus kompilierte und digitalisierte er bis 2022 ein riesiges Archiv mexikanischer Musik. „Aus dem glatten R&B mache ich mir nichts“, sagt er zum 50. Geburtstag seines Labels. „Ich mochte immer das ruppige Zeug, schräge Bands, kraftvolle Rhythmen, und dann schert es mich nicht, ob das Hillbilly oder Gospel ist.“

Weiterführende Links
Arhoolie Foundation

Text
Stefan Franzen
Foto
NEA/Tom Pitch

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