RIP: Ahmad Jamal

Ahmad JamalAhmad Jamal„At The Pershing: But Not For Me“ nahm Ahmad Jamal 27-jährig im Januar 1958 mit seinem Trio live im Pershing Hotel in Chicago auf. Zu der Zeit war der Pianist mit dem Bassisten Israel Crosby und dem Schlagzeuger Vernel Fournier dort als Hausband engagiert. Bei diesem Konzert und auf dem Album zeigte er schon all die stilistischen und spieltechnischen Eigenheiten, für die er zeitlebens beliebt sein sollte: eine orchestrale Vorstellungskraft, die er aber stets zurückhielt, um die Akkorde und Melodien unter Spannung zu setzen, das Gefühl für einen leisen Swing, mit dem er delikat die Time zu umspielen wusste, und ein untrügliches Gespür für eine sparsame Dynamik, mit der er eloquent und einmalig seine Geschichten erzählen konnte – gerne im engen Zusammenspiel mit seinen Mitmusikern.

„At The Pershing“ wurde ein Hit – für den jungen Pianisten ebenso wie auch für das Indie-Jazzlabel Argo unter dem Dach von Chess Records aus Chicago. „Meine Platte hat Leonard Chess nur mit einer Two-Track-Maschine aufgenommen“, so Jamal im Gespräch mit dem Autor und Fotografen Arne Reimer, der ihn vor einigen Jahren für den zweiten Band von „American Jazz Heroes“ getroffen hat: „Sie wurde eine der wichtigsten der Jazzgeschichte. Sie hat sich 107 Wochen in den Billboard Magazine Charts gehalten und stieg bis auf den dritten Platz – ein Millionenseller! Dabei waren wir doch nur drei junge Typen.“

Jamal wurde 1930 als Frederik Russel Jones in Pittsburg, Pennsylvania, geboren. Schon als Kind bekam er Klavierunterricht und hatte als Teenager seine ersten Profi-Engagements in den Clubs seiner Heimatstadt. Ab 1950 leitete er eine Band mit Gitarre und Bass, bevor er ab 1956 das Jazz-Piano-Trio als Besetzung seiner Wahl für sich entdeckte. 1952 konvertierte er zum Islam und nahm den Namen Ahmad Jamal an. Und auch wenn er immer wieder mit größeren Besetzungen live auf der Bühne zu hören war oder im Studio zusammenarbeitete, die swingende Interaktion der von ihm geleiteten Rhythmusgruppe mit Klavier, Bass, Drums stach stets heraus. Die Jazzkritik ignorierte den Pianisten lange Zeit und schalt Jamals Jazzmusik oftmals als „Easy-Listening“. Das Publikum aber schätzte ihn ebenso wie eine Vielzahl seiner Musikerkolleg/-innen – allen voran Miles Davis. 1994 wurde der Pianist „NEA Jazz Master“, 2011 kam er in die „Downbeat Hall Of Fame“ und 2017 wurde er mit einem „Grammy“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Am 16. April ist Jamal im Alter von 92 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben.

Text
Martin Laurentius
Foto
Arne Reimer

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