231/13: Jazz thing Mixtape auf ByteFM & onejazz
Ledisi „For Dinah“Dieses neue Mixtape aus der Jazz-thing-Redaktion präsentiert oktobernde Songs über das „6th Ward“ in New Orleans, französische Fashion Victims, verliebte Starships, aber auch diese unsere bittere Erde und den letzten Atemzug von Eric Garner – von Musiker/-innen wie Trombone Shorty, Ledisi, Ben Sidran, Makaya McCraven, Nils-Petter Molvær, Elliott Skinner, Gary Bartz, Thomas Quendler oder Johnathan Blake. Ein ehemals kurz geratener Posaunist aus New Orleans, der inzwischen in vielerlei Hinsicht gewachsen ist, macht den Auftakt – und den Sendetag zum „Second Line Sunday“. Trombone Shorty hat das gleichnamige Album mit der New Breed Brass Band auf den Tag genau 20 Jahre nach der Verwüstung der Crescent City durch Hurrikan Katrina veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund wird ein Instrumental wie „6th Ward“ umso mehr zur Sieges-Hymne. Die Highlights einiger Live-Auftritte im Pariser Club Sunside präsentiert der amerikanische Pianist und Sänger/Autor Ben Sidran auf seinem neuen Album „Are We There Yet?“. Mit der typischen Mischung aus Humor und Bravour widmet sich Sidran alten und neuen Songs, wie etwa „Victim De La Mode“. „Es ist ein Song über einen Song, ein Kommentar zu einem Kommentar und die Coverversion einer Coverversion“, sagt Sidran. Vor 50 Jahren veröffentlichte Sidran den Song „Hey Hey Baby“, der in den 1990er-Jahren für den MC-Solaar-Hit „Victime De La Mode“ gesamplet wurde. Als Reaktion und auf Basis dessen revanchierte sich Ben und schrieb als Antwort darauf seine eigene Version des Songs.
Neulich, an seinem 85. Geburtstag, hat der Saxophonist Gary Bartz ein neues Album namens „Damage Control“, also: Schadensbegrenzung, veröffentlicht. Darauf: Soul-Klassiker, die er seit Jahren genüsslich unter der Dusche singt, aufgenommen mit unter anderen Kamasi Washington oder Terrace Martin. Sie erscheinen auf seinem Label OYO, finanziert durch das Versilbern seiner eigenen Rentenversicherung. Wir hören daraus „You Are My Starship“, ursprünglich auf einem Album des produzierenden Drummers Norman Connors erschienen, auf dessen Originalversion Bartz schon 1976 Saxofon gespielt hat. Live wird Bartz am 1. November beim Überjazz-Festival in Hamburg zu erleben sein. Über 60 Jahre jünger als Bartz ist der Pianist Thomas Quendler aus Wolfsberg in Österreich, der mit seinem Trio ein neues Album in der Reihe „Jazz thing Next Generation“ aufgenommen hat. Volume 109 heißt „Awaking“ und enthält neben schönen Originalkompositionen auch zwei gezielt gewählte Cover, etwa „Yatra Ta“ von der brasilianischen Pianistin und Sängerin Tania Maria. „My Life Matters“ heißt das neue Album des Drummers Johnathan Blake. „Es geht nicht nur um Black Lives Matter, es geht um uns als Ganzes“, erklärt er diese Auftragsarbeit der Jazz Gallery, die jetzt bei Blue Note erscheint. „Wir müssen lernen, miteinander zu koexistieren. Wir verbringen so viel Zeit damit, uns um uns selbst zu sorgen, dass wir vergessen, uns um andere zu kümmern und unsere Unterschiede und Gemeinsamkeiten wahrzunehmen.“ Dass es zumindest auch um „Black Lives Matter“ geht, zeigt das eindringliche „Last Breath“, gewidmet Eric Garner, eingespielt mit Dayna Stephens am Saxofon (und EWI), Joel Ross am Vibrafon, Fabian Almazan am Klavier und Rashaan Carter am Bass.
Die Soulsängerin Ledisi widmet ihr neues Album einer der Grande Dames des genreübergreifenden Jazz-Gesangs: Dinah Washington. Produziert von Christian McBride, was allein ja schon einem Ritterinnenschlag gleichkommt, enthält das Album ziemlich werkgetreue, angenehm ledisierte Versionen von immergrünen Liebesdramen wie „What A Difference A Day Makes“ oder eben „This Bitter Earth“. Auch wenn „RECALLING“ die erste international gefeierte Veröffentlichung von Elliott Skinner ist, kann man den 31-jährigen Sänger kaum als Newcomer bezeichnen. In Dallas, Texas, geboren, kam der einzige Musikfan in einer ausgewiesenen Sportler-Familie über ein Stipendium der Stiftung des afrikanisch-amerikanischen Fotografen und Regisseurs Gordon Parks („Shaft“) zum Gesangsstudium ans Berklee College Of Music. Schon 2021 war er als Sänger auf einem Album von James Francies in Erscheinung getreten, nun findet er mit dieser Single für Ninja Tune mehr denn je seinen ganz eigenen Sound. Nils-Petter Molvær hat 28 Jahre nach der Veröffentlichung seines Albums „Khmer“, dem ersten dezent elektronischen Album für ECM, eine Live-Version des einstigen Bahnbrechers über Edition veröffentlicht. „Song Of Sand“ nimmt dabei auch die Zusammenarbeit Molværs mit Sly & Robbie auf und suhlt sich in berauschenden Bass-Sphären. Zum Ausklang ein Ausblick: Erst Ende Oktober erscheint Makaya McCravens EP „Techno Logic“ beim Label International Anthem. Wir hören daraus „Technology“, das, wie so vieles von McCraven, auf einer post-produzierten Live-Aufnahme basiert, in diesem Fall mit Theon Cross und Ben LaMar Gay. All das findet sich sowohl auf Deutsch am Sonntag, 28. September, ab 12 Uhr auf ByteFM, als auch auf Englisch am Montag, 29. September, ab 21 Uhr auf onejazz – beide Male mit Götz Bühler am Mikrofon.
Playlist #231/13
für das Jazz thing Mixtape vom Sonntag, 28.9.2025, 12 – 13 Uhr, auf ByteFM, und Montag, 29.9.2025, 21 – 22 Uhr, auf onejazz
Trombone Shorty & New Breed Brass Band 6th Ward Second Line Sunday (Treme Records/Distrokid)
Ben Sidran Victime de la Mode Are We There Yet (bensidran.bandcamp.com)
Gary Bartz & NTU You Are My Starship Damage Control (Oyo/Bandcamp)
Thomas Quendler Yatra-Ta Awaking (Double Moon/Bertus)
Johnathan Blake Last Breath My Life Matters (Blue Note/Universal)
Ledisi This Bitter Earth For Dinah (Candid/H’Art)
Elliott Skinner RECALLING RECALLING (Ninja Tune/Integral)
Nils-Petter Molvær Song Of Sand Khmer Live In Bergen (Edition/H’Art)
Makaya McCraven Technology Techno Logic (International Anthem/intlanthem.bandcamp.com)
Weiterführende Links
ByteFM
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