228/10: Jazz thing Mixtape auf ByteFM/onejazz

Amina Claudine Myers 'Solace Of The Mind'Amina Claudine Myers „Solace Of The Mind“„Love Is A Four Letter Word“, singt Tyreek McDole, Annie Bloch erwidert „I Don’t Care“. In der Schnittmenge dieser Gefühlswelten finden sich in diesem Juli-Mixtape aus der Redaktion des Magazins Jazz thing auch neue Känge von Trompeter Richard Koch, Rapperin Little Simz und Jungle-Sängerin Lydia Kitto, einem Chorprojekt von Mocky, South-Central-Hymnen von Terrace Martin und Kenyon Dixon, Orgelmusik von Raphael Wressnig, alternative Kindermusik von Erykah Badu und The Alchemist, der Gesang von Marc Ribot, Solopiano von Amina Claudine Myers, Lutoslawski interpretiert von der Band WITOLD um Kalle Kalima, Uli Kempendorff und Moritz Baumgärtner sowie Mitsingmusik von Girls In Airports mit Teitur.

„A marvellous night for a Moondance“? Grundsätzlich immer. Trotzdem hat der „Moon Dance“ von Richard Koch wenig mit Van Morrison zu tun. Empfohlen und gespielt wird er auf seinem neuen, vierten Album in einer eindringlichen Besetzung mit Fabiana Striffler an der Geige, Valentin Butt am Akkordeon, Andreas Lang am Kontrabass, Nora Thiele an Frame Drums und dem Leader Koch an der Trompete. „Rays Of Light“ heißt dieses sehr schöne Album. Von Koch zu Ann-Christin Bloch, einer Organistin, Gitarristin, Songschreiberin, Arrangeurin und Sängerin, die ursprünglich aus Diepholz kommt und nach einem Studienaufenthalt im irischen Cork dazu überging, sich Annie zu nennen. Mit ihrem Tentett „I Depend“ hat die Wahlkölnerin gerade ein Album veröffentlicht, aus dem wir das schon erwähnte „I Don’t Even Care“ hören.

Das neue Album von Little Simz heißt „Lotus“, und darauf findet sich auch eine sehr schöne Zusammenarbeit mit Lydia Kitto von der vielfach preisgekrönten britischen Band Jungle, eine Liebeserklärung an den oder die Eine(n) namens „Only“. Passenderweise gibt es im Anschluss eine Proto-Rap-Nummer von „Open Up Your Senses“, dem Debütalbum von Tyreek McDole, diesem wunderbaren, sehr jungen Sänger aus Florida via New York. Nur knapp eineinhalb Minuten lang ist seine Version eines Stückes von Nicholas Payton, das im Original „Jazz Is A Four-Letter Word“ heißt und hier eine Liebeserklärung an den Jazz wird – indem McDole einfach nur „Jazz“ mit „Love“ ersetzt. Multiinstrumentalist und Produzent Mocky hat „Music Will Explain (Choir Music, Vol.1)“ veröffentlicht; wir hören aus diesem choralen Groove-Werk den sehr schönen Titeltrack. Warum der Kanadier in Los Angeles lebt? Es könnte an der Nähe zu Hollywood liegen, was zum Beispiel seine Arbeit an Soundtracks betrifft und neben dem Wetter einer der Hauptgründe für die kalifornische Metropolesein dürfte.

Der Saxofon spielende Produzent Terrace Martin und R&B-Sänger Kenyon Dixon sind in L.A. geboren und nie weggezogen. Ihr neues gemeinsames Album „Come As You Are“ auf Martins Label SoundOf Crenshaw ist ein Tribut an ihre Heimat South Central, komplett mit „Gang-Shout outs“ an die Crips und Bloods, einem Sample von Mulatu Astatke und Melodielinien, die direkt aus Marvin Gayes Katalog kommen. Raphael Wressnig ist ein österreichischer Organist, der sich seiner 70-jährigen Hammond B3 verschrieben hat, sogar regelrecht „Commited“, wie sein neues Album heißt. Mit verstärkter Fußbassarbeit präsentiert der Grazer darauf „That Greasy Stuff“, wie er im Interview im aktuellen Heft sagt, natürlich auch auf dem herrlichen „Here’s The Thing“. Erykah Badu und der Produzent The Alchemist haben sich für ein neues Album zusammengetan, dessen erste Single nicht nur ihre Protagonisten vorstellt (zwei substanzenkundige High Schooler), sondern auch den Funk-stolpernden Sound dieser schönen Zusammenarbeit. Marc Ribot hat ein neues Album aufgenommen, nicht nur mit neuen Stücken, sondern mit solchen, die der Gitarrist über Jahre entwickelt hat – und singt. Es ist das lang ersehnte Singer-Songwriter-Album dieses 1954 in Newark, New Jersey geborenen Musikers mit dem Titel „Map Of A Blue City“ (die meisten Kompositionen darauf erscheinen in seinem eigenen Verlag: Knockwurst Music). Für Norddeutsche: am 17. Juli wird Ribot mit dem Programm sein einziges Konzert im Hamburger NICA Jazz Club geben.

Amina Claudine Myers ist auf dem Titel des aktuellen Jazz thing über der Überschrift „Zehn Finger sind ein Chor“ zu sehen. Anlass ist ihr neues Solo-Pianoalbum „Solace Of The Mind“, aus dem wir das verträumte „Cairo“ hören. WITOLD nennt sich ein Trio um Kalle Kalima an der Gitarre, Uli Kempendorff am Saxofon und Moritz Baumgärtner am Schlagzeug, das sich der Musik, genauer: der 1945 komponierten Volksmusik des polnischen Komponisten Witold Lutoslawski widmet, hier mit „Pastereczka”, was online mit „Christmette“ übersetzt wird. Zum Schluss noch etwas Neues von den dänischen Girls In Airports, die schon seit längerem mit dem Sänger Teitur von den Faröern zusammenarbeiten und gerade eine neue gemeinsame Single veröffentlicht haben. Sie heißt „Ólavur riddararós“, was online mit „Ólavur riddararós“ übersetzt wird. All das findet sich sowohl auf Deutsch am Sonntag, 6. Juli, ab 12 Uhr auf ByteFM, als auch auf Englisch am Montag, 7. Juli, ab 21 Uhr auf onejazz – beide Male mit Götz Bühler am Mikrofon.


Playlist #228/10
für das Jazz thing Mixtape vom Sonntag, 6.7.2025, 12 – 13 Uhr, auf ByteFM, und Montag, 7.7.2025, 21 – 22 Uhr, auf onejazz

Richard Koch Moon Dance Rays Of Light (Fun In The Church/ Bertus)
Annie Bloch I Don’t Even Care I Depend (Papercup/Bandcamp)
Little Simz Only Lotus (AWAL/The Orchard)
Tyreek McDole Love Is A Four Letter Word Open Up Your Senses (Artwork/Harmonia Mundi)
Mocky Music Will Explain Music Will Explain (Choir Music Vol.1) (Stones Throw/Rough Trade)
Terrace Martin/Kenyon Dixon Only Real Ones Survive Come As You Are (Sounds Of Crenshaw/EMPIRE)
Raphael Wressnig Here’s The Thing Committed (Pepper Cake/ZYX)
Erykah Badu/The Alchemist Next To You Abi & Alan (Control Freaq/EMPIRE)
Marc Ribot Say My Name Map Of A Blue City (New West/H’Art)
Amina Claudine Myers Cairo Solace Of The Mind (Red Hook/ Galileo MC)
WITOLD Pastereczka plays Lutoslawski (Unit/Membran)
Girls In Airports/Teitur Ólavur Riddararós Kvaida (Arlo and Betty/The Orchard)

Weiterführende Links
ByteFM
onejazz.net

Text
Götz Bühler

Veröffentlicht am unter Mixtape

Bezau Beatz 2025