Sona Jobarteh

Die Kora-Koryphäe

Indien, Guadeloupe, England, Brasilien – der Tourplan von Sona Jobarteh hat es schon vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums in sich. Sie ist die erste weibliche Kora-Spielerin Westafrikas.

Sona Jobarteh

In London geboren, steht die aus einer Griot-Familie aus Gambia stammende Multiinstrumentalistin für Erneuerung, sowohl musikalisch als auch aus Gender-Perspektive. Die 33-jährige Sängerin ist gefragt und genießt den Respekt der Kollegen. Bester Beleg ist die Einladung von Salif Keita, das Vorprogramm bei seinem Konzert im Barbican am 10. Februar zu bestreiten.

Spätestens dann werden auch die ersten Songs vom neuen Album zu hören sein, so Sona Jobarteh, die derzeit in Gambia am Feinschliff arbeitet und bisher nur die Single und das Video zu „Gambia“ freigegeben hat. Der eingängige Song, der zum Unabhängigkeitstag des kleinen, fast vollständig von Senegal umfassten Landes erschien, war für die Kora-Virtuosin Ehre und Bürde zugleich. „Es sollte schließlich etwas Besonderes sein: identitätsstiftend und zugleich verständlich für die Besucher“, so Sona Jobarteh. Das Ergebnis, eine von Kora, Gitarre und traditionellen Perkussionsinstrumenten geprägte Hymne, hat der Rückkehrerin viel Lob eingebracht.

Jobarteh lebt in Gambia, wirbt für den Erhalt der Traditionen und deren Modernisierung. Kein leichtes Unterfangen für die Enkelin des Griots Amadou Bansang, die als erste weibliche Kora-Koryphäe mit den Konventionen bricht und dafür auch eintritt: mit der Gründung ihrer Amadou Bansang Jobarteh Musikschule. „Dort lernen Mädchen wie Jungen die Instrumente der Griots – Kora, Ngoni und Balafon – zu spielen und auch etwas über die eigene Geschichte“, erklärt die Musikerin, die nach dem Unterricht im Studio verschwindet und am neuen Album arbeitet. Das soll deutlich abenteuerlicher werden als ihr Debüt „Fasiya“. Mit dem habe sie sich quasi vorstellen wollen. „Nun geht es darum, die Balance zwischen Tradition und Moderne zu finden“, so die experimentierfreudige Musikerin. Die schätzt Pioniere wie Sekou Kouyate, der das Kora-Spiel elektrifiziert hat, und so darf man gespannt sein, womit Jobarteh am 10. Februar im Vorprogramm von Salif Keita aufwarten wird.

Text
Knut Henkel

Veröffentlicht am unter 117, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2025