Marriage Material

Atemberaubender Spielwitz

Derangiert gekleidete Herren, denen auch mal der Hosenschlitz offensteht und das Hemd aus der Hose hängt oder die Sportbekleidung aus den Achtzigern tragen: So zeigt sich die Berliner Band auf dem Plattencover ihres Debüts.

Marriage Material

Diesen erfrischend schrägen Humor à la Kaurismäki erwartet man sicherlich weniger von einer Jazzformation. „Danke für das Kompliment. Unser Ziel des Shootings war es, so viel Spaß wie möglich zu haben. Das hat geklappt, es war ein unvergesslicher Tag mit schönen Männern im heiratsfähigen Alter“, platzt es mit einem Augenzwinkern aus Felix Lehrmann heraus.

Marriage Material, das Quartett um den Schlagzeuger, das seine Musik treffend mit „cinematografischer Jazz“ beschreibt, spielt auf seinem selbstbetitelten Album (Leopard/Broken Silence) tatsächlich einen in den Bann ziehenden vielschichtigen Breitwandsound, der ganz offen auch mal bei der Fusion-Ära der Siebziger andockt.

„Natürlich sind wir alle von Helden wie Zawinul, Pastorius oder Zappa geprägt, von deren Vielseitigkeit und freiheitlichem Spiel. Doch am Ende lassen wir uns davon leiten, ob eine Idee stark ist. Egal woher der Einfluss auch kommen mag, wollen wir unserer Musik einen eigenen Stempel und klaren Wiedererkennungswert verpassen.“

Dank ihrer Offenheit gegenüber allen Musikrichtungen ist das Lehrmann und seinen drei Kollegen mit Gästen wie Kurt Rosenwinkel und den Brüdern Wasserfuhr bestens gelungen. Denn wo hörte man schon einmal so leichthändig gespielte komplexe Akkorde, die vergnüglich sogar mal Bluegrass, Prog-Rock und Pop durchschimmern lassen. Hoffentlich bald live zu erleben!

Text
Olaf Maikopf

Veröffentlicht am unter 139, Feature, Heft

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