Der 35-jährige Jazzpianist und studierte Astrophysiker Dan Tepfer besitzt den Forschergeist eines Wissenschaftlers. Er zergliedert gerne die Musik von Bach, denkt sich in Lee Konitz‘ Improvisationsstrategien ein oder entwickelt „fraktale“ und algorithmische Musikkonzepte. Die elf Stücke auf seinem neuen Album nennt Tepfer elf „Käfige“ – sie sind für ihn experimentelle Umgebungen für den musikalischen Laborversuch. Zusammen mit Thomas Morgan (Bass) und Nate Wood (Drums) erforscht der Pianist dabei Kreuzrhythmen, einen Rockgroove, eine Basslinie oder eine exotische Tonskala. Überhaupt hat bei ihm alles seinen Sinn und Zweck. Das Albumfoto besitzt eine Verbindung zur Biografie seines Vaters, in den beiden Coverversionen (von Gershwin und Beyoncé) steckt (im unhörbaren Songtext) ein eigener Bezug zum Thema „Käfig“. Trotz dieser Bedeutungsfülle klingt Tepfers Pianotrio aber keineswegs kopflastig, sondern durchgängig vital, mitreißend, vielfältig, virtuos und humorvoll. Von wegen Käfig!
Text
Hans-Jürgen Schaal
Ausgabe
, Jazz thing 120
Veröffentlicht am 02. Okt 2017 um 10:03 Uhr unter Reviews
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