Live-Tipp: Sebastian Gramss’ Helix

States Of PlayStates Of PlayVor einiger Zeit entdeckte der Kölner Bassist, Komponist und Bandleader Sebastian Gramss die sogenannten Risset-Rhythmen, die der Komponist und Elektroniker Jean-Claude Risset Ende der 1960er-Jahre als auditive Täuschung entwickelt hatte. Damals experimentierte der Franzose mit rhythmischen Strukturen, die endlos konstant schneller oder langsamer zu werden schienen. Doch Risset hat seine Entdeckung nicht weiterverfolgt, vor allem blieb sie ausschließlich der elektronischen Musik vorbehalten. Als Gramss diese Risset-Rhythmen also für sich entdeckte, war er fasziniert von den Möglichkeiten, die ihm dieses einmalige Konzept für seine eigene Musikpraxis eröffneten. Er entwickelte daraus seine Helix als rhythmisch-klangliche Ströme, die gleichzeitig und hintereinander in verschiedenen Tempi gespielt werden, um für die Hörer/-innen wie unendlich zu klingen.

Dass Gramss’ Helix-Konzept in verschieden großen Besetzungen und unterschiedlichen Settings funktioniert, hat der Kontrabassist kürzlich mit den drei CDs „Helix / Risset Protocol I-III“ (Rent A Dog/Al!ve) verdeutlicht. Dabei ist die Helix nicht bloß ein weiteres Mittel zur Improvisation. Vielmehr sind die rhythmisch-klanglichen Ströme skizziert und die Tempoangaben zur Beschleunigung oder Verlangsamung ebenso notiert wie die Einsätze der Instrumente. Dadurch lassen sich die Hörer/-innen aber nicht einfach nur auditiv täuschen. Diese rufen auch ein Gefühl hervor, als verliere man den Boden unter den Füßen. Mit seinem mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichneten Solistenensemble States Of Play (unter anderem mit dem Saxofonisten Jonas Engel, dem Trompeter Valentin Garvie, der Violinistin Carolin Pook und dem Pianisten Philip Zoubek) spielt Gramss Anfang Dezember zwei Helix-Konzerte in Nordrhein-Westfalen: am 5. Dezember in der Alten Feuerwache in Köln und am 6. Dezember im Loch in Wuppertal.

Weiterführende Links
Sebastian Gramss’ Helix

Text
Martin Laurentius
Foto
Heiko Specht

Veröffentlicht am unter News

Jakob Manz Super Nova