Berlin: Jazzfest@60

Bis 1972 leitete Berendt „seine“ Jazztage. Er bildete in seinen Festivalprogrammen die ursprünglich swingende Musik der schwarzen Amerikaner/-innen aus dem Süden der USA ebenso ab wie das „New Thing“ der afroamerikanischen Avantgarde dieser Jahre oder den Sound der jungen Revoluzzer aus Europa. Von Anfang an war es auch ein Jazzfestival der öffentlich-rechtlichen ARD-Anstalten, die damals dem Jazz in ihren Hörfunkprogrammen einen breiten Raum gaben. Auf Berendt folgte der Schweizer George Gruntz, der mehr als 20 Jahre lang die Geschicke des international vielleicht bekanntesten Jazzfestivals aus Deutschland leitete. Danach wurde es bunter: Musiker wie Albert Mangelsdorff oder Nils Landgren verantworteten das Programm, aber auch Journalisten wie Peter Schulze, Bert Noglik oder der Brite Richard Williams. Die jüngste Personalie sorgte dann für Aufregung, auch und gerade bei einigen Granden der ARD-Jazzradios: Mit der vergleichsweise jungen Nadin Deventer übernahm erstmals eine Frau die künstlerische Leitung der 1981 in Jazzfest Berlin umbenannten Jazztage.
Das 60. Jubiläum dieses altehrwürdigen und so traditionsreichen Jazzfestivals in der Stadt, die heute wieder deutsche Hauptstadt ist, will gefeiert werden. Das Musikprogramm des Jazzfests Berlin vom 31. Oktober bis 3. November ist jedenfalls ausgesucht: Mit dabei sind unter anderem Free-Jazz-Trompeter Joe McPhee, die Pianistin Marilyn Crispell, das Sun Ra Arkestra ebenso wie Anna Högbergs Extended Attack, die 17-köpfige Special Big Band des japanischen Gitarristen Otomo Yoshihide, der Saxofonist Darius Jones oder die in New York lebende Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier. Und dann noch: Joe Lovano und das Trio Tapestry, das Joachim Kühn French Trio, die Pianistin Kris Davis, die Saxofonistin Lakecia Benjamin oder der Schlagzeuger Devin Grey. Zudem gibt es zum Beispiel mit dem BIDA Orchestra der Schlagzeugerin Sun-Mi Hong aus Amsterdam, mit De Beren Gieren aus Gent oder The Sleep Of Reason Produces Monsters aus London ein Schlaglicht auf Europa.
Das Konzertprogramm wird von zwei Specials flankiert: Im „Jazzfest Research Lab“ setzt man sich mit der reichhaltigen Geschichte des Festivals auseinander, während mit dem „Jazzfest Community Lab Moabit“ Ausblicke auf eine vielversprechende Zukunft zu formulieren versucht werden. „Wir versprechen uns vom Research und Community Lab, für die wir uns mit einer Vielzahl an neuen Partner/-innen zusammengeschlossen haben, neue Erkenntnisse über das zeitgemäße und richtungsweisende Festivalmachen“, so Deventer. „Beide Geburtstags-Specials sind in der Geschichte des Festivals einmalige Mobilisierungs- und Outreach-Projekte und hinterfragen Selbstverständlichkeiten, verlassen Komfortzonen und flankieren als Impulsgeber das diesjährige Konzertprogramm des Jazzfest Berlin.“
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