Tingvall Trio

Pax

Skip/edel

PRO

Tingvall Trio – Pax (Cover)Es ist Musik zum Festhalten. Martin Tingvall, Omar Rodriguez Calvo und Jürgen Spiegel bevorzugen Klarheit und Melodie, sie haben keine Angst vor Pathos. Und sie formen ihre Klangwelt, kantabel im Charakter, oft sanft mit Steigerungsdynamik und von einer Strukturspannung zusammengehalten, die akustische Abnutzung vermeidet. „Pax“ ist ihr Studioalbum Nummer 9, entstanden im Anschluss an eine Tour und getragen von der Energie des erlebten Flows. Die zwölf Stücke aus Tingvalls Feder wirken ernst, nachdenklich, in den Stimmungen latent dringlich. Das Moll des Klaviers wird dabei häufig von Bassfiguren kommentiert, das Schlagzeug steht den Gesprächen rhythmisch sehr direkt zur Seite. Damit klingt das Tingvall Trio noch kompakter und präsenter als zuvor. Seine Musik ankert im Kammer-Jazz, ist aber mehr Botschaft als Freispiel. Sie trägt ihren Titel nicht umsonst.
Ralf Dombrowski

KONTRA

Das Jazzpiano-Trio ist eines der auf Spotify erfolgreichsten Mikrogenres – so erfolgreich, dass mittlerweile eine ganze Reihe von Geis­terbands und KI-Modellen die Playlists bevölkert. Auch dem Tingvall Trio dürfte bewusst sein, dass es mit seiner Musik zwei Dekaden lang die algorithmische Konkurrenz trainierte. „Pax“ mag der Versuch sein, diesem Ähnlichkeitswettbewerb das letzte Mittel entgegenzusetzen, das den Musikern bleibt: menschliche Unberechenbarkeit. Das Ergebnis fällt allerdings ziemlich kraftlos aus, handelt es sich doch bei den zwölf Songs einmal mehr um simple Melodien, Metren und Harmonien, die mit der löblichen Ausnahme von „Witches“ nicht einmal in einem Spa stören würden. Die spannendste Frage ist nicht ob, sondern wann Pianist Martin Tingvall den nordisch-folk­loristischen Klangraum kurz für ein paar Blue Notes öffnet.
Eric Mandel

Text
Ralf Dombrowski, Eric Mandel
, Jazz thing 160

Veröffentlicht am unter Reviews

Stop Over 4 – Perspectives