Als Chick Corea ging, ließ er die Tür hinter sich leise ins Schloss fallen. Seine Fans hatten kaum Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Das wird jetzt auf diesem wundervollen Farewell-Konzertmitschnitt nachgeholt. Nicht alle Soloalben von Corea waren große Würfe, doch dieser spezielle Moment, dieses Abschiednehmen ist so inspiriert wie selten. Beim Zuhören kann einem schon mal der Atem stocken. Wusste der Pianist in dieser Situation wirklich, dass auf der anderen Seite der Tür der Tod auf ihn wartete? Sein Spiel ist von jener behänden Lebendigkeit beseelt, die auch seine Jugendwerke auszeichnete. Jeder seiner zehn Finger ist ein Storyteller, und es ist ein Genuss, ihnen vom ersten bis zum letzten Ton zu folgen. Inspiriert und konzentriert spielt er sich durch sein Gesamtwerk, verneigt sich vor Monk, Mozart und Stevie Wonder und verschwendet dabei keine einzige Note. Am Ende erklingen noch einmal sechs seiner berühmten „Children Songs“, die mit zum Besten gehören, was jemals an Minimal Music geschrieben wurde. Ein Kreis schließt sich, und wir können Chick Corea endlich gehen lassen.
Text
Wolf Kampmann
Ausgabe
, Jazz thing 161
Veröffentlicht am 27. Nov 2025 um 07:57 Uhr unter Reviews
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