Bill Stewart
Live At The Village Vanguard
Criss Cross/Harmonia Mundi
Der Vergleich lässt sich kaum vermeiden, gerade an einem Ort wie diesem. Ausgerechnet hier spielte Sonny Rollins 1957 mit „A Night At The Village Vanguard“ die Urmutter aller Saxofontrios ein. 68 Jahre später nützt mit Bill Stewart der vielleicht musikalischste Drummer der Gegenwart den unverwechselbaren Raumklang des Vanguard, um abermals einen improvisatorischen Dreier ohne Harmonieinstrument an den Start zu bringen. Der Sound wirkt wie ehedem roh und ungefiltert, aber die Protagonisten sind selbstredend andere. Walter Smith III würde sich keinen Gefallen tun, nur Sonny zu kopieren. Dafür verfügt sein Tenorsax über eine viel zu breite Range und moderne expressive Züge. Larry Grenadier bekommt für seinen voluminösen und dennoch feinen Ton jede Menge Platz, wie überhaupt der Leader hier großen Wert auf Parität legt. Deshalb lohnt es sich auch, über 75 (!) Minuten hinweg einer kurzweiligen, angeregten Konversation mit vielen überraschenden Wendungen zwischen drei Ausnahmekünstlern zu folgen. Acht von neun Titeln stammen aus des Schlagzeugers Feder. Ein weiterer Beleg dafür, wie Stewart heute der Musik seinen Stempel aufdrückt.