RIP: Al Foster
Al FosterIn den 1990er-Jahren arbeitete der Autor dieses Nachrufs bei einer Kölner Plattenfirma. Eine seiner Aufgaben war es, die Pressearbeit für das Album „The News“ zu organisieren, das ein vierköpfiges Kollektiv mit dem Saxofonisten Tony Lakatos, dem Bassisten George Mraz, dem Pianisten Kirk Lightsey und dem Drummer Al Foster eingespielt hatte. Der Autor war überrascht, weil er den Schlagzeuger hauptsächlich von den verschiedenen Bands des Trompeters Miles Davis kannte. Es waren aber nicht die so unglaublich groovenden Funk- und Rockrhythmen, die das Spiel des Schlagzeugers auf diesem Album kennzeichneten, sondern ein oftmals hart auf dem Beat gespielter Swing, ein manchmal lässig getrommeltes Ting-Ting-te-Ting-Ting, das Foster in diesem Setting kunstvoll demonstrierte: cool, banddienlich, stets den Solisten im Blick.
Foster wurde 1943 in Richmond, Virginia, geboren und wuchs in New York auf, wo er sich autodidaktisch das Schlagzeugspielen beibrachte. Als 16-Jähriger arbeitete er bereits mit Hugh Masekela, als 20-Jähriger war er in der Band des Trompeters Blue Mitchell, mit dem er für Blue Note dessen Album „The Thing To Do“ aufnahm, zudem spielte er mit dem Saxofonisten Lou Donaldson oder dem Posaunisten Kai Winding. 1972 hörte ihn dann Davis. „Er war mir im Cellar Club in der 95. Straße in Manhattan aufgefallen, wo ich meinen alten Freund Howard Johnson besuchen wollte“, so Davis in seiner Autobiografie. „Eines Abends hatte Howard eine Band mit dem Bassisten Earl Mays als Leader. Es war eine wahnsinnig gute, kleine Band, und Al Foster saß am Schlagzeug. Er war umwerfend mit seinem Groove und seinen messerscharfen Einsätzen. Ich frage ihn, ob er zu mir kommen wollte, und er sagte zu.“ Foster blieb bis 1985 bei Davis, unter anderem zu hören auf den Live-Alben „Pangea“ 1975 und „We Want Miles“ 1982 nach dem Comeback des Trompeters.
Die Liste von Fosters Sideman-Jobs ist lang: Herbie Hancock, Sonny Rollins, Joe Henderson, Freddie Hubbard, McCoy Tyner, Wayne Shorter, Bobby Hutcherson, John Scofield, Pat Metheny, Charlie Haden, Randy und Michael Brecker, Bill Evans, George Benson, Kenny Drew, Carmen McRae, Stan Getz, Toots Thielemans, Dexter Gordon, Chick Corea, Thelonious Monk, Dave Holland, Branford Marsalis, John McLaughlin, Michel Petrucciani, Dexter Gordon usw. usf. Man möchte es nicht glauben, dass Foster noch Zeit fand, Alben unter eigenem Namen zu veröffentlichen und Bands zu leiten. Sein Debüt „Mixed Roots“ erschien 1978, bei seinen Gruppen waren unter anderem der Bassist Doug Weiss, der Saxofonist Dayna Stephens oder der Pianist Kevin Hays dabei. Am 28. Mai ist Aloysius „Al“ Foster 82-jährig in New York gestorben.
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