RIP: Marilyn Mazur

Was sich wie eine Anekdote liest, erklärt vieles von dem, was die Musikerin und den Menschen Marilyn Mazur zeitlebens gekennzeichnet hat. Des klassischen Schlagwerkstudiums zum Trotz brachte sie sich das Gros ihrer vielen Perkussionsinstrumente autodidaktisch bei. Das half ihr dabei, intuitiv Musik zu erfassen, um sich im Zusammenspiel mit ihren Mitmusiker/-innen das Emotionale und Antizipierende zu erhalten. Für sie war das ein Weg zu sich selbst zu finden, gleichzeitig aber auch ein Medium, um sich mit anderen Musiker/-innen auf Augenhöhe auszutauschen. Diese Haltung war einer der Gründe, warum Mazur 1985 vom Jazzstar Miles Davis für vier Jahre in dessen Band geholt wurde. Zu der Zeit hatte sie sich schon einen Namen als Perkussionistin gemacht: So hatte sie zum Beispiel mit dem Saxofonisten Charlie Mariano gearbeitet, gehörte der Feminist Improvising Group um die Pianistin Irène Schweizer an und spielte in der nur mit Frauen besetzten Primi Band.
Nachdem sie die Band von Davis verlassen hatte, war sie bis 2004 Mitglied in der Group des Norwegers Jan Garbarek. Parallel dazu leitete sie erfolgreich ihre eigene Band Future Song, mit der sie nicht nur Jazz und Rock miteinander versöhnte, sondern auch nach transkulturellen Verbindungen verschiedener Musiktraditionen suchte. Ihr visuelles Markenzeichen waren die vielen Perkussionsinstrumente, die Trommeln, Glocken und Gongs, von denen sie auf der Bühne stets umringt war. Fragen nach Gleichberechtigung oder Gerechtigkeit der Geschlechter zogen sich wie ein roter Faden durch ihre Laufbahn. „In der Jazzwelt waren es vor allem Männer, die die Sprache geprägt haben“, sagte sie 2019, als sie mit ihrem Musikerinnententett Shamania das Debütalbum veröffentlichte: „Es ist sicherlich schön, einen zeitgemäßen Jazz gestalten zu können. Die Tatsache aber, dass wir alles Frauen sind, gibt uns ein besonderes Gefühl und macht es möglich, frische Energie in die Musik zu bringen.“ 2001 wurde Mazur mit dem renommierten Jazzpar-Prize ausgezeichnet, zudem war sie lebenslange Stipendiatin der staatlichen Danish Arts Foundation. Am 12. Dezember ist Marilyn Marie Douglas Mazur 70-jährig in ihrer Heimatstadt Kopenhagen gestorben.
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