Jazzpreis Berlin: Cymin Samawatie

Cymin SamawatieCymin SamawatieSeit 2017 vergeben das Land Berlin und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) den mit 15.000 Euro dotierten Jazzpreis Berlin, bisherige Preisträger waren unter anderem Aki Takase (Piano), Silke Eberhard (Saxofon) und Hannes Zerbe (Piano). 2022 hat sich die Jury für die Sängerin und Komponistin Cymin Samawatie entschieden. „Mein Blut ist 100 Prozent persisch, ich bin 100 Prozent deutsch sozialisiert, und ich bin 100 Prozent neugierig“, lautet das Credo von Samawatie, die 1976 als Tochter iranischer Eltern in Braunschweig geboren wurde. Bevor sie Jazz in Berlin studierte, ließ sie sich an der Musikhochschule in Hannover zur klassischen Schlagwerkerin ausbilden. War sie dort die Klassikerin mit einer Liebe zum Jazz, wurde sie in Berlin die Jazzsängerin mit klassischer Vergangenheit.

Ab 2002 begann sich Samawatie, mit der Kultur ihrer iranischen Eltern auseinanderzusetzen, und gründete das Quartett Cyminology. „Meine Tante hatte eine CD mit persischer Lyrik. Ein alter Mann, der eine unheimlich schöne Stimme hatte, las Gedichte vor“, erinnert sich die Sängerin. „Seltsam, dachte ich, wie kann mich eine Sprache emotional so stark berühren, ohne dass ich etwas verstehe? Daraufhin habe ich mich hingesetzt und alte persische Lyrik übersetzt. Ich fand den Inhalt, die Sprache, den Klang toll. Dann habe ich angefangen, diese Gedichte zu lernen und zu vertonen.“ 2005 erschien das Debüt „Per Se“ (Double Moon/Bertus) in der CD-Reihe „Jazz thing Next Generation“. Die Münchner Plattenfirma ECM Records wurde aufmerksam und nahm Cyminology unter Vertrag. 2013 gründete Samawatie mit dem Schlagzeuger Ketan Bhatti dann das Groß-Ensemble „Divan der Kontinente“, das die beiden später in Trickster Orchestra umbenannten. Mit ihrem mit Musiker/-innen aus aller Welt besetzten Orchester führen sie ihre stilistisch und ästhetisch so diversen Kompositionen auf.

„Cymin Samawatie ist eine herausragende Akteurin in der Berliner Musikszene, die mit großer Energie und visionären Ideen immer wieder neue Verbindungen schafft“, heißt es in der Begründung der Jury. „Als Pianistin, Sängerin, Komponistin und Ensemble-Leiterin vereint sie unterschiedlichste Kulturen und Sprachen zu sich gegenseitig inspirierenden Kunstformen. Samawatie hat mehrere Ensembles gegründet, in denen sie jeweils eine andere Ausdrucksform der kulturellen Verständigung zwischen Jazz, Klassik und Globaler Musik findet. So hat sie für das von ihr und Ketan Bhatti geleitete Trickster Orchestra Konzepte für ein ,trans-traditionelles‘ Miteinander von Ost und West, von Geschichte und Gegenwart, von Solisten und Gemeinschaft entwickelt. Sie hat damit auch Impulse gegeben für die Dekolonisierung in der Musik und neue Hörperspektiven eröffnet. Samawatie ist eine unüberhörbare Stimme der künstlerischen Freiheit.“ Preisverleihung und Preisträgerkonzert finden am 5. Juli im Kleinen Sendesaal des rbb statt.

Weiterführende Links
Jazzpreis Berlin 2022

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

Deutscher Jazzpreis 2024