Nachruf: Geoffrey Oryema

Geoffrey OryemaGeoffrey Oryema

Der deutschen Musikindustrie und den Medien war es keine Zeile wert, als er ging. Dabei war der Ugander Geoffrey Oryema, der am 22. Juni im bretonischen Lorient an Krebs gestorben ist, einer der großen Wegweiser für die afrikanische Musik in der westlichen Welt. Erst spät haben viele Musikliebhaber hierzulande von seinem Tod erfahren.

In der ugandischen Hauptstadt Kampala wuchs er mit den traditionellen Klängen auf, seine Mutter war Direktorin der National Dance Company. Mit westlicher Kultur wurde er dann während des Studiums auf der Theaterschule konfrontiert. Sein Vater fiel als Minister einem Mordkommando Idi Amins zum Opfer, woraufhin der Sohn mit 24 Jahren traumatisiert vor dem Terror-Regime in einem Kofferraum eines Autos zunächst nach Kenia, und dann nach Europa floh. Paris wurde seine neue Heimat. Dort experimentierte er mit seinen ugandischen Wurzeln, die er 1990 feingliedrig mit Harfe und Daumenklavier auf dem Debüt „Exile“ im Teamwork mit Brian Eno verwob.

Es war gerade die Blütezeit der frühen „Weltmusik“, und Peter Gabriel entdeckte ihn für sein Label Real World. Daniel Lanois und Lokua Kanza gastierten auf den Nachfolgealben „Beat The Border“ und „Night To Night“, die Ambient-Pop und Rock verbanden. Weltweite Touren und Auftritte mit Rockgrößen wie Sting und Elton John etablierten Oryema über die Sparte Weltmusik hinaus, auch den Amnesty-International-Touren schloss er sich an. 2000 veröffentlichte er mit „Spirit“ sein Magnum Opus: Funkiges begegnet hier sphärischem Pop, tranceartigen Vocals und afrikanischen Mythen, das von Rupert Hine produzierte Werk wurde zum erfolgreichsten Album aller Zeiten in den Weltmusikcharts. Zu diesem Erfolg konnte der „Leonard Cohen Afrikas“ später nie mehr aufschließen.

Geoffrey Oryema hat sich zeitlebens der Friedensarbeit in Uganda verschrieben, setzte sich für den Kampf gegen das Kindersoldatentum ein. Nach 40 Jahren besuchte er im Dezember 2016 zum ersten Mal wieder seine alte Heimat. Diese Rückkehr hat er mit bewegenden Worten beschrieben: „Als das Flugzeug auf dem Entebbe International Airport landete, war das für mich ein ‚Zwiebelmoment‘ im Leben: Wenn du eine Zwiebel schälst, dann musst du weinen. Dieses Mal waren es aber Tränen der Freude.“

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Text
Stefan Franzen

Veröffentlicht am unter News

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