Für die Entschlüsselung des Albumtitels reicht das kleine Latinum. Das Ergebnis zeigt jedoch klar Natalia Mateos Richtung: „De Profundis“ bedeutet „Aus der Tiefe“. Und sie geht tatsächlich dahin, wo kein populistischer Blumentopf zu gewinnen ist. Das kann man bei jemandem, der erst 2016 den ECHO Jazz als beste Nachwuchskünstlerin erhielt, nicht automatisch voraussetzen. Aber die 33-Jährige bleibt sich treu und präsentiert hintergründige Eigenkompositionen sowie eine schlaue Auswahl von Lieblingssongs. Und sie singt auch auf Polnisch, der Sprache ihres Geburtslandes, sehr viel sogar. Für ihre eigenständig-eigenwillige Rezeptur aus modernem Jazz, slawischer Folklore und Singer-Songwriter-Ästhetik braucht es Raum, einen stark reduzierten musikalischen Rahmen, den ihre eingespielte Band wie auf dem Vorgänger „Heart Of Darkness“ bereitstellt. Und sie fordert vom Hörer auch Geduld mit dieser hochemotionalen Berg-und-Tal-Fahrt über kantige, melancholische, laute und leise Erhebungen.
Text
Reinhard Köchl
Ausgabe
, Jazz thing 118
Veröffentlicht am 27. Mrz 2017 um 10:04 Uhr unter Reviews
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