Joshua Redman
Walking Shadows
Nonesuch/Warner
PRO

Ralf Dombrowski
KONTRA
Seit „Charlie Parker with Strings“ ist es der Traum eines jeden Saxofonisten, sein Horn einmal im Umfeld orchestraler Streicher erklingen zu lassen. Jetzt hat sich auch Joshua Redman diesen Traum erfüllt. Doch leider hat er mit den Arrangeuren Dan Coleman und Patrick Zimmerli zwei Komponisten mit dieser Aufgabe betraut, denen nicht viel mehr einfällt, als einen Schwall schwülstiger Streichersoße über Klassiker wie „Lush Life“ oder „The Folks Who Live On The Hill“ auszugießen. In Wayne Shorters „Infant Eyes“ klingt Redmans Sopran geradezu verloren angesichts der statischen Fülle – so, als ob mal jemand das Fenster aufmachen müsste, um zu lüften. Die Arrangements des Redman-Kumpels und Pianisten Brad Mehldau, der die Platte produziert hat, klingen zwar neutönerischer, taugen aber letztlich auch nur zur Schlafzimmerbeschallung. Wie schön die Platte hätte werden können, zeigt sich in einer Ballade wie „Doll Is Mine“, die Redman in Quartettbesetzung mit Mehldau, Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Brian Blade eingespielt hat: Hier erzeugt der reduzierte Gestus einen verschwörerischen Klang, von dem man gerne mehr gehört hätte.
Rolf Thomas






