Jeremy Pelt

Woven

(High Note/ZYX)

Jeremy Pelt – Woven (Cover)Woven (verwoben), nicht straight ahead! Gut, dass Jeremy Pelt schon im Titel eine Gebrauchsanweisung für sein aktuelles Album mitliefert, das nahtlos die nächste Seite seines Drehbuchs aufschlägt, mit dem der Trompeter mit „Tomorrow’s Another Day“ eröffnete. Der 48-Jährige hat sich längst vom Epigonentum früherer Tage verabschiedet und sucht nun einen gangbaren Weg, um die Ursprünglichkeit des Jazz fortschreiben, ohne dabei dessen Wurzeln zu kappen. Was 2024 noch unrund klang, hat Pelt inzwischen verfeinert, seiner neuen Band mit dem jungen Vibrafonisten Jalen Baker und dem ukrainischen Gitarristen Misha Mendelenko neun spannende Tracks auf den Leib geschrieben, in denen die Sounddesignerin Marie-Ann Hedonia aka Modular Marie mit ihren Synthesizer-Intermezzi eine Schlüsselrolle einnimmt und nie wie ein Fremdkörper wirkt. So feiert „Woven“ in erster Linie den akkuraten, visionären Komponisten Jeremy Pelt, der zwar nach wie vor über einen unglaublich variablen, warmen Trompetenton verfügt, dem es aber hier tatsächlich gelingt, dass sich akustischer und elektronischer Jazz nicht wie Kriegsparteien gegenüberstehen.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 158

Veröffentlicht am unter Reviews

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