Holly Cole
Dark Moon
Rumpus Room/Universal
PRO

Josef Engels
KONTRA
Holly Cole hat ihre Stimme schon oft wie eine Monumentalstatue zum Einsatz gebracht. Auf „Dark Moon“ schafft sie mit Gil Evans‘ „Where Flamingos Fly“ auch einen starken Einstieg. Doch dann hangelt sie sich in schmaler Besetzung von einen Standard zum nächsten und stülpt ihnen so viel nostalgisches Flair wie möglich über. Die zu dicke Patina blättert schnell ab. Was darunter übrig bleibt, ist ein großes Fragezeichen. Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn man nicht das Gefühl hätte, auf diese Fragen gar keine Antwort finden zu wollen. Coles somnambules Album genügt sich mit der puren Oberfläche. Die Kanadierin versteckt sich hinter einem Vamp, der sie nicht ist. Ihre Interpretationen sind von einer aufdringlichen Bittersüßlichkeit, die genau das Gegenteil dessen auslöst, was sie eigentlich will: einen Fluchtimpuls, um nicht kleben zu bleiben.
Wolf Kampmann






