Der Spaßmacher als Jazzmacher: Auf dem Album „Live In Graz“, das er unter anderen mit Willy Ketzer am Schlagzeug und Reinhard Glöder am Bass aufgenommen hat, zeigt sich Helge Schneider von seiner virtuosen Seite und haut mal eben gegen Ende eine inspirierte, lässige Version von Dizzy Gillespies „Night In Tunisia“ raus. Doch schon der Anfang groovt: Helges Vibrafon am „Gartenzaun“ swingt ganz ungeheuer zusammen mit seiner Band, die auch den „Telefonmann“ und das „Katzeklo“ mit musikalischen Frischzellen aufdonnert. Und „Texas“, der wunderbare Schneider-Oldie, wird mit klassischen Anklängen am Klavier und Sandro Giampietro an der flitzeflotten Jazzgitarre runderneuert. Der Spaß kommt aber auch zum Zuge, denn Sergej Gleitmann gibt ein Pferd zum Besten, das man leider auf der Platte nicht sehen kann. Das Album sei „ein Hochgenuss für Leute, die ansonsten völlig steif sind“, steht im Begleittext zu lesen. Das ist die ganze Wahrheit, denn nie kam Helge mit seiner braunen Breitcordhose Sexsymbolen wie Isaac Hayes näher als bei „L.O.T.C.“ („Love On The Couch“), und selten hat er den Blues so tief gefühlt wie bei „My Baby Left Me“. Man wäre gern in Graz dabei gewesen!
Text
Ralf Deckert
Ausgabe
, Jazz thing 152
Veröffentlicht am 14. Mrz 2024 um 07:59 Uhr unter Reviews
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