Harold López-Nussa
Nueva Timba
Blue Note/Universal
Die Zukunft des Latin-Jazz könnte auch im All liegen, zumindest wenn es nach Harold López-Nussa geht. Der in Kuba geborene Pianist beweist einem auf „Nueva Timba“ eindrucksvoll, wie sehr Scheuklappen und Beschränkungen doch lähmen können. Ziemlich theatralisch baut López-Nussa in den Opener gleich einen stilechten Countdown ein, um dann in den folgenden elf Titeln richtig abzuheben und alles miteinander zu vermengen: Salsa mit Klassik, Fusion mit Jazz, Volkslied mit Groove. Doch der scheinbar wild zusammengewürfelte Noteneintopf besitzt trotz aller Hibbeligkeit eine erstaunliche Tiefe und Struktur. Das liegt an Harolds Bruder Ruy Adrian López-Nussa (Drums), Luques Curtis (Bass) und dem Mundharmonika-Virtuosen Grégoire Maret, aber vor allem an der Art, wie der 42-Jährige die Tasten bedient. López-Nussa galt einst als einer der besten jungen Pianisten seines Landes, nach einem Angebot von Blue Note siedelte er nach Frankreich über. Gute Entscheidung, selbst wenn er mit seinem zweiten Werk viele schmerzliche Erfahrungen wie Heimweh, Depressionen oder den Tod der Mutter verarbeitet. Eine authentische Meisterleistung!