Brad Mehldau
10 Years Solo Live
Nonesuch/Warner
PRO

Ulrich Steinmetzger
KONTRA
Gute Güte, reicht es nicht, dass sich ohnehin alle Alben von Brad Mehldau gleich anhören? Niemand bestreitet, dass er ein virtuoser wie sensibler Pianist mit breitem Geschmack ist. Aber warum macht er so wenig daraus? Jetzt muss es also gleich eine Vierfach-Solo-Box mit einer Live-Retrospektive der letzten zehn Jahre sein. Ist ja schön, dass er neben Jazzstandards Songs von Jeff Buckley, Nirvana, Radiohead und Sufjan Stevens präsentiert. Nur zieht er sie dermaßen in seine eigene Welt, dass es Wurst ist, was er spielt. Gegen Individualismus ist nichts zu sagen, aber Mehldaus Romantizismus ist zu selbstgefällig, um den Originalen etwas Adäquates entgegenzusetzen. Dass er, um eine gehaltvolle Solo-Live-Platte zu machen, auf Material von zehn Jahren zurückgreifen muss, sagt genug. Aber da er sich in diesen zehn Jahren überhaupt nicht entwickelt hat, ist es am Ende auch wieder egal.
Wolf Kampmann






