Wenn man das Chaos kontrolliert, ist es kein Chaos mehr. Die deutsch-österreichisch-schweizerische Allianz von Sängerin Almut Kühne, Drummer Alfred Vogel und Turntablist Joke Klanz sprengt alle Dimensionen von Improvisation. Man stelle sich eine Kombination aus Kettenkarussell, Achterbahn und Erdbebensimulator vor, und selbst dann trifft es nur vage das Klangerlebnis von „How Noisy Are The Rooms“. Dieses Album ist die Verheißung der totalen Anarchie, die trotzdem immer Sinn ergibt. Kühne und Klanz jagen in einer Art Mikropingpong der absoluten Erschöpfung entgegen, während Vogel auf dem Schlagzeug fortwährend auf eine Bremse aus Mäßigung und Struktur tritt. Dabei verschieben sich die Chronologien, aus Groß wird Klein, Schnell verwandelt sich in Langsam, Hinten erscheint uns als Vorn und umgekehrt. Wenn es eine Entsprechung zu diesem Album gibt, dann ist es Christopher Nolans Film „Tenet“, nur dass der von langer Hand geplant war, während hier alles absolut spontan passiert.
Text
Wolf Kampmann
Ausgabe
, Jazz thing 138
Veröffentlicht am 10. Mai 2021 um 06:59 Uhr unter Reviews
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