ARD-Jazz: Nach der Reform
Vor einem Jahr ging die Programmreform der ARD-Kulturradios an den Start. An zwei Abenden gibt es seitdem ein gemeinsames, lineares Radioprogramm. Auch für die Jazzredaktionen in der ARD geht es seitdem am Montag ab 22 Uhr mit „Spotlight“ auf Sendung, am Mittwoch dann mit „Das Magazin“. Um zu zeigen, welche Folgen diese Reformierung auch für die Jazzszene hierzulande hat, hat die Deutsche Jazzunion eine Mitgliederbefragung durchgeführt. Schon jetzt würden sich bei 43 Prozent der Musiker/-innen, die der Deutschen Jazzunion angehören, negative Auswirkungen zeigen, so die Pressemitteilung, und mehr als die Hälfte habe eine deutliche Reduzierung der Sendezeit und eine geringere Berichterstattung über Jazz und improvisierte Musik bemerkt.
„Insbesondere die Diversität, die Qualität der Berichterstattung sowie die Sichtbarkeit von Jazz und Improvisierter Musik nehmen laut Umfragebeteiligten im Radio ab“, heißt es weiter: „Von der Ausrichtung her scheint durch Einsparungen und Reformen weniger Platz für kleinere, oft unkommerzielle Themen zu sein, während der Mainstream stärker in den Vordergrund rückt. Das eigentliche Potenzial des ÖRR liegt ja gerade in der Nähe, Vielfalt und der Aufmerksamkeit für besondere Inhalte, die sonst wenig Beachtung finden. Wenn dieser Bereich aufgegeben wird, verliert der Rundfunk seinen Kern und verfehlt seinen Bildungsauftrag.“
Was sich aber auch zeigt: Es gibt weiterhin gute und hochwertige Autor/-innen-Sendungen über Jazz und improvisierte Musik in den Kulturradios der ARD – aber eben nur dann, wenn Journalist/-innen vom Fach zugange sind. Tagsüber setzen einige Anstalten auf Jazz, allerdings ist es so gut wie nicht nachvollziehbar, welche Inhalte gespielt und wie sie vermittelt werden. Besonders negativ zeigt sich die Entwicklung beim Hauptstadt-Sender rbb, der nach dem Ausscheiden von Ulf Drechsel dessen Stelle in der Jazzredaktion nicht mehr neu besetzt hat und seit einem Jahr mit NDR Kultur kooperieren muss, um eine kompetente Jazz-Berichterstattung zu gewährleisten.
Vor dem Hintergrund der zu erwartenden gravierenden Auswirkungen auf Jazz und improvisierte Musik erneuert die Deutsche Jazzunion ihre Forderungen an die Entscheidungsträger/-innen in der ARD, zum Beispiel die Programmvielfalt bei der Transformation vom Linearen ins Digitale zu erhalten, eigenständige, journalistisch fundierte digitale Jazzformate aufzubauen oder die regionale Vielfalt des Jazz und der Improvisationsmusik auch abzubilden.
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Deutsche Jazzunion