Viersen: September Jazz
David HelbockEs ist eigentlich ein Unding: Da ist im vergangenen Jahr das altehrwürdige und renommierte Jazzfestival Viersen, das 1987 vom Bassisten Ali Haurand gegründet wurde, für den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Festival des Jahres“ nominiert worden, und den Verantwortlichen im Rat dieser Stadt am Niederhein fällt nichts anderes ein als zu beschließen, dass dieses jährlich im September ausgetragene Jazzereignis nur noch als Biennale stattfinden soll, weil es sich Viersen angeblich nicht mehr leisten kann (oder will?). Da hat auch der Protest des ebenfalls von Haurand initiierten Vereins Jazz Circle Viersen nichts genützt: Das nächste, dann 38. Jazzfestival gibt es erst wieder vom 25. bis 27. September 2026.
Um diese Lücke im Veranstaltungskalender zu schließen, veranstaltet der Jazz Circle Viersen am 12. und 13. September mit September Jazz im Weberhaus ein eigenes, wenngleich kleineres Festival. Mit dabei sind Jazzblood aus Krefeld, Norbert Dömling’s Flying Spices mit dem Saxofonisten Tony Lakatos als Gast und das Bennet Agah Quartet. Highlights sind die Konzerte mit dem Flamenco-Jazz vom Rafael Cortés Trio einerseits und mit Gedichtvertonungen vom David Helbock Trio andererseits, das dafür Unterstützung von der Sängerin Filippa Gojo bekommt. Zudem wird in Erinnerung an den 2018 gestorbenen Bassisten, Festival- und Vereinsgründer der „Ali Haurand Preis“ ausgelobt, um den am 12. September Irina’s Quartet, das Simon Bremen Quartett und KNUD spielen; Bekanntgabe der Gewinnerband ist am gleichen Abend. Allerdings stellt sich die Frage, ob man mit September Jazz im Weberhaus den Befürworter/-innen einer Biennale nicht in die Hände spielt, weil „Lückenbüßer“-Veranstaltungen wie dieses Festival kulturpolitisch oftmals ein Damokles-Schwert sind.
Weiterführende Links
September Jazz im Weberhaus