Jazzfest Berlin: Programm komplett
Marc RibotIm Prinzip wurde das Programm des diesjährigen Jazzfests Berlin schon Mitte Juli veröffentlicht. Mit der Bekanntgabe des kompletten Programms erfährt man nun auch das Motto, das sich das Jazzfest Berlin für die Zeit vom 30.Oktober bis 2. November gegeben hat: „Where Will You Run When’s The World Is On Fire“. Verständlich, angesichts der multiplen globalen Krisen der vergangenen Jahre, die die Menschen umtreiben: die blutigen Kriege in der Ukraine und in Gaza zum Beispiel, eine stetig voranschreitende, politische Spaltung der Gesellschaften, die Folgen der anthropogenen Klimakatastrophe, der Aufstieg der Rechtspopulisten und der politische Rechtsruck insgesamt: All das leistet überall dem gesellschaftlichen Dissens Vorschub.
Doch sind Jazz und improvisierte Musik in der Lage, darauf zu reagieren und auch Antworten zu geben? Beim altehrwürdigen Jazzfest Berlin ist man davon jedenfalls überzeugt und verweist auf den Gitarristen Marc Ribot, der sich und seine Musik stets auch politisch sieht und auf seinem aktuellen Album „Map Of A Blue City“ die Vorlage für das Jazzfest-Motto geliefert hat. Natürlich holt die künstlerische Leiterin Nadin Deventer Ribot auch nach Berlin, wo er am 1. November im Quasimodo im Doppel mit dem sich ähnlich radikal gebenden Trio Mopcut um Lukas König (Drums), Audrey Chen (Elektronik) und Julien Desprez (Gitarre) plus MC Dälek zu hören ist. „Where will you run when the world’s on fire?“, fragt das Jazzfest Berlin erneut – und gibt selbst einige Antworten: „In Träume von blauen Korallen (Patricia Brennan), zum Tannhäuser Tor (Niescier/Reid/Salem) oder in die befreiende Abstraktion (James Brandon Lewis), tönt es aus den Gegenwelten der 62. Festivaledition.“
Vergessen wir das Politische und konzentrieren uns auf das musikalische Programm, so wird das Jazzfest mit dem Eröffnungskonzert im Haus der Berliner Festspiele auf Spur gebracht: mit dem transatlantischen Trio Niescier/Reid/Salem, mit „Deranged Particles“ vom Berliner Bassisten Felix Henkelhausen und dem Duo Vijay Iyer (Piano) und Wadada Leo Smith (Trompete). Auf diese Eröffnung folgen dann unter anderem Tim Bern’s CAPATOSTA im Quasimodo, das David Murray Quartet und das London Jazz Composers Orchestra im Haus der Berliner Festspiele, das Quartett hilde im A-Trane, Sakina Abdou mit einem unbegleiteten Saxofonsolokonzert in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und das James Brandon Lewis Quartet im Quasimodo. Zudem gibt es Artist-Talks mit beim Jazzfest auftretenden Musiker/-innen und das Preisträgerkonzert mit der diesjährigen Gewinnerin des „Albert Mangelsdorff Preises“, Lauren Newton. Und dann ist da auch noch das Community- und Outreach-Programm, mit dem die Vision des Jazzfests Berlin schon ab dem 27. Oktober in die Berliner Kieze gebracht wird. Das komplette Programm und alle Infos gibt es auf der Jazzfest-Site im Internet.
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