Gestorben: Lô Borges

Lô BorgesLô BorgesEr war einer der wichtigsten Köpfe des brasilianischen Clube da Esquina: Lô Borges ist am 2. November im Alter von 73 Jahren in seiner Heimatstadt Belo Horizonte gestorben. Der Sänger und Songwriter trat Ende der 1960er in Erscheinung, als sich in Belo Horizonte im Bundesstaat Minas Gerais die Bewegung Clube da Esquina („Club an der Ecke“) um Milton Nascimento, Toninho Horta, Beto Guedes und die beiden Borges-Brüder Lô und Márcio formierte. Der Sound dieser Bewegung entwickelte sich Anfang der 1970er zu einem unverwechselbaren Klangbild, das sich aus Einflüssen des angelsächsischen Prog-Rock à la Genesis, des Folk von Minas und anderen, genuin brasilianischen Tönen zusammensetzte. Die Mitglieder verbanden die Musik mit bildgewaltiger Poesie. Aus dieser Kombination ergab sich eine sehr lyrische, zuweilen fast sakrale Stimmung. Diesen Sound präsentierten die Musiker 1971 und 1978 auf „Clube Da Esquina“ und Clube Da Esquina 2“, beide Platten beinhalten etliche Meilenstein-Kompositionen von Borges wie „O Trem Azul“, „Paisagem Da Janela“, „Um Girassol Da Cor Do Seu Cabelo“ oder „Ruas Da Cidade“.

Borges veröffentlichte auch Solo-Alben, seine Songs wurden von Kolleginnen und Kollegen von Tom Jobim bis Elis Regina aufgegriffen, letztere veredelte seine Komposition „Vento De Maio“. An die Produktivität der Frühzeit konnte er in den Folgejahrzehnten nicht mehr anschließen. Aber noch 2016 brachte er mit dem Kollegen Samuel Rosa eine Live-CD und -DVD heraus. Einfluss übte seine Musik auch nach Europa aus, so bekundete etwa Alex Turner, Mitglied der britischen Band Arctic Monkeys, von Borges inspiriert zu sein. Brasilien verliert einen Songwriter, der wie kaum ein anderer für die lyrische Seele der nationalen Popmusik stand.

Text
Stefan Franzen
Foto
Selphox/CC BY-SA 4.0

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